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Lesetipp: Pierre Martin

Der erste Fall für Isabelle Bonnet

Wer Frankreich und die Provence, leichte und unterhaltsame Krimis mag, der ist bei Pierre Martin bestens aufgehoben. Wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt ist bislang noch ein unentdecktes Geheimnis.

Der Autor hat seit 2014 bisher 12 Bücher seiner „Madame le Commissaire“-Serie veröffentlicht. Mit insgesamt über einer Million verkaufter Exemplare erreichen sie regelmäßig Top-Ten-Platzierungen auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Daneben gibt es noch zwei Bücher aus der „Monsieur-le-Comte“-Reihe, mit einem Auftragsmörder wider Willen.

Die Madame le Commissaire-Reihe lebt von ihren Charakteren, deren Entwicklung sich im Lauf der Bücher gut verfolgen lässt. Neben der Kommissarin Isabelle Bonnet ist vor allem ihr etwas chaotischer Assistent Jacobert Apollinaire Eustache zu nennen, der es u.a. mit seinen wild wechselnden Sockenfarben und einer lebensrettenden Tat schnell in das Herz der Kommissarin geschafft hat. Wiederkehrende Figuren sind ein weiterer Reiz der Krimis von Pierre Martin, obgleich sich der Autor nicht scheut, auch einmal einen bekannten Charakter zu „verabschieden“.

Die Serie ist leichte und unterhaltsame Lektüre für Krimifans der sanften Töne, dabei aber flott und gut geschrieben. Sie erschließt sich am besten, wenn sie in der richtigen Reihenfolge gelesen wird, da die einzelnen Fälle zum Teil aufeinander aufbauen.

Sinclair Lewis: Das ist bei uns nicht möglich (Roman)

1935 in den USA ein aufsehenerregender Bestseller, heute wieder eine Sensation und aktuell wie selten zuvor. Es ist eine mahnende Geschichte über den Aufstieg des Faschismus in den Vereinigten Staaten.

Sinclair Lewis wusste durch seine Frau Dorothy Thompson, Auslandskorrespondentin in Berlin, über den Aufstieg der Nazis Bescheid. In den USA beobachtete er, wie die Populisten nach Wirtschaftskrise und Sozialreformen des New Deal immer weiter an Einfluss gewannen. Der radikale Senator Huey Long versuchte Präsident Roosevelt aus dem Amt zu drängen, bevor Long 1935 einem Attentat zum Opfer fiel. Lewis diente er als Vorbild für den fanatischen Verführer Buzz Windrip in seinem Roman.

Buzz Windrip, für seine Gegner ein „ungebildeter Lügner mit idiotischer Weltanschauung“ und ein gefährlicher Populist, will Präsidentschaftskandidat werden. Er gibt vor, sich für die kleinen Leute einzusetzen, und verspricht, „aus Amerika wieder ein stolzes Land zu machen“. Trotz völlig unglaubwürdiger Versprechen laufen ihm die Wähler zu, und er zieht ins Weiße Haus ein. Sogleich regiert er wie ein absolutistischer Herrscher, beschneidet die Freiheiten der Minderheiten, legt sich mit Mexiko an und lässt seine Kritiker rabiat verfolgen. Einer davon ist der liberale Zeitungsherausgeber Doremus Jessup, der sich nicht mundtot machen lassen will.

Sinclair Lewis’ Roman aus dem Jahr 1935 führt einen Antihelden vor, der mit seinen Hetzreden die Begeisterung unzufriedener Wähler entfacht. Durch seine Lügen und eine Rhetorik des Populismus und der Ressentiments wird er Präsident der Vereinigten Staaten. Das klingt vertraut, oder?

Lewis‘ Roman bekommt „eine neue Aktualität, weil es so prophetisch wirkt: der Gauner mit dem aufwendigen Namen Berzelius Windrip, der seinen Wählern Lohn und Brot verspricht, Einkommensbeschränkungen für Reiche, aber eine Prämie von fünftausend Dollar für jeden Mitmacher, dieser politische Gauner liest sich heute wie eine Vorahnung des gnadenlosen Populisten Donald Trump. […] So schlecht Vorhersagen von Journalisten und Schriftstellern sonst sind, hier ist dem kleinen Meister Lewis ein großes visionäres Irrsinnsgemälde voller Wahrhaftigkeit gelungen. (Willi Winkler in der SZ)

„Eine unheimliche Vorwegnahme der aktuellen Ereignisse.“ The Guardian
„Ein Populist im Weißen Haus? Literaturnobelpreisträger Sinclair Lewis hat es vor 80 Jahren durchgespielt.“ DIE ZEIT
„Sinclair Lewis ist wieder aktuell.“ der Freitag
„Ein Meister des absoluten Realismus.“ Bob Dylan

422 Seiten, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin
in der Übersetzung von Hans Meisel, mit einem Nachwort von Jan Brandt.

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