Beiträge zur Musik und mein Senf zu anderen Dingen

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Ally Venable in Lindewerra

Ally Veanable was back! Dank Thomas Ruf und seinen Kolleg*innen war es mal wieder ein großartiges Konzert im Gemeindesaal von Lindewerra – mit einer Einschränkung:

Leute, die meinen, sich zum Quatschen in einem Konzert zu treffen, sind absolut fehl am Platze. Trefft Euch in einer Kneipe oder geht zum Psychiater, wenn Ihr reden wollt! Aber lasst uns bitte die Künstler*innen genießen – ohne Euer lautes Gelaber im Hintergrund!

Drummer Isaac Pulido ist schon länger in der Band und spielt unaufdringlich und schnörkellos seinen Part. Elijah Bedford ist der Neue in der Band und bringt mit seinem Bass eine neue, teilweise funkig-soulige Variante in die Stücke mit ein. Ally war wie immer gut drauf und brachte mit ihrem Gitarrenspiel und ihrer Zugewandtheit die Zuhörenden in top (Blues)Stimmung.

Der folgende Konzertausschnitt stammt von Jochen Pursche’s Rock’n’Rail Channel:

„Steam Roller Blues“ ist eine Coverversion des Titels von James Taylor, erschienen auf seinem Album „Sweet Baby James“ von 1970. Es sollte eine Persiflage auf die unechten Bluesbands jener Zeit sein und wurde von einer Vielzahl anderer Künstler*innen (u.a. Elvis Presley, Eric Burdon, Tower of Power) aufgenommen.

Dave Mason und ein Hauch von Blues

Obwohl der Sänger, Songschreiber und Gitarrist Dave Mason kein Bluesmusiker im herkömmlichen Sinne war, hat sich die Musik durch sein Berufsleben gezogen. Als Mitglied von Traffic war das Genre ein Aspekt ihres vielfältigen Folk/Rock/Psychedelic-Stils. Seine Kompositionen wie „Only You Know and I Know“ (bekannt geworden durch Delaney & Bonnie) und „Feelin‘ Alright“ sind von diesen Wurzeln beeinflusst. Und jeder, der wie Mason mit Hendrix und den Stones gearbeitet hat, hat den Blues in seiner DNA.

Das Konzept einer bluesbasierten Sammlung von Mason ist also gar nicht so abwegig. Und obwohl einige dieser Tracks schon eine Weile im Umlauf sind, in einem Fall mehr als ein Jahrzehnt, die meisten mit verschiedenen Musikern, macht es Sinn, sie für diese konzeptionelle Scheibe zu sammeln und neu zu mischen.

Es schadet nie Joe Bonamassa dabei zu haben, um auch Jüngeren die Ohren zu öffnen, welche die umfangreiche Karriere des 79-jährigen Mason noch nicht kennen. Joe Bonamassa assistiert bei drei Tracks (zwei davon sind Coverversionen von Traffic-Standards) und unterstreicht damit sein Engagement, einem Künstler wie Mason zu helfen, ein größeres Publikum mit seinem 21. Album zu erreichen.

Der erste Song „Use It or Lose It“, der vor 12 Jahren aufgenommen wurde, eröffnet das Album mit einem akustischen Beginn, bevor Mason und Bonamassa in den mitsingbaren Refrain übergehen. „Das fühlt sich jetzt ziemlich gut an!“ ruft Mason aus, begleitet von einem Lachen, das sicherlich nicht geprobt wurde. Sie haben eindeutig Spaß.

Bonamassa kehrt zurück, um bei einem überarbeiteten „Dear Mr. Fantasy“ den britischen Klassiker zu unterstützen, an dem Mason ursprünglich beteiligt war. Eine überraschende Interpretation von „The Low Spark of High Heeled Boys“ (Mason hat die Traffic-Aufnahme von 1971 weder geschrieben, noch hat er mitgespielt oder gesungen) verlangsamt das Tempo, um dann zum jazzigeren Ansatz des Originals überzugehen. Die meisten werden es nicht wiedererkennen, bis Mason anfängt zu singen.

Robert Johnsons „Come On in My Kitchen“, Elmore James‘ „Dust My Blues“ und der traditionelle „Cocaine Blues“ zeigen Masons Hingabe an diese Klassiker. Obwohl niemand Albert King’s „Born Under a Bad Sign“ übertreffen wird, ist diese Interpretation mehr als gelungen und unterstreicht Masons raue Stimme. Er ist auch für das Klavier und die Bläser verantwortlich.

Auf „Fool in Love“ gibt es etwas vom Reggae beeinflussten Pop und einen Abstecher in das Instrumental „El Toro“ mit dem Saxofonisten Warren Hill, der noch mehr Würze in das Stück bringt. Der 2021 verstorbene Keyboarder Mike Finnigan (der wie Mason auch mit Hendrix spielte) ist auf dem abschließenden Pop/Blues/Gospel-Stück „Good 2 U“ zu hören. Es ist eine Hommage an diesen wenig bekannten Begleitmusiker.

Der Titel des Albums deutet an, dass es sich hier nicht um ein reines Blues-Set handelt, aber wie Steve Miller lässt auch Dave Mason diesen Sound in vieles einfließen, was er spielt. Letztlich zeugt diese bluesige Zusammenstellung von Songs eine andere, weniger bekannte Seite dieses altgedienten Musikers.

R.I.P. – Rick Derringer

Bild: Jim Summaria, www.jimsummariaphoto.com (CC BY-SA 3.0)

Am 26. Mai 2025 starb der oft unterschätzte Gitarrist, Songwriter und Produzent Rick Derringer im Alter von 77 Jahren.

Bereits mit 17 Jahren landete Derringer seinen ersten Hit: Als Sänger und Gitarrist der Band The McCoys stieg er 1965 mit Hang On Sloopy in die Charts ein – ein Song, der bis heute als Klassiker der Garage-Rock-Ära gilt. In den 70ern folgte mit Rock and Roll, Hoochie Koo sein wohl bekanntester Solo-Hit.

Ein besonders prägendes Kapitel war seine langjährige Zusammenarbeit mit Bluesrock-Ikone Johnny Winter: Von den frühen 1970er-Jahren bis in die 2000er hinein war Derringer als Gitarrist fester Bestandteil der Johnny Winter Band.

In den 1980er-Jahren wurde Derringer auch als Produzent aktiv – unter anderem für Cyndi Lauper, mit der er mehrere Alben aufnahm, darunter das Erfolgswerk True Colors. Im Popbereich wurde er zudem für seine Arbeit an Weird Al” Yankovic‘s Debütalbum mit einem Grammy ausgezeichnet. Songs wie Eat It und Who’s Fat, Parodien auf Michael Jackson-Hits, wurden weltweit bekannt.

Negativ (für mich) ist er durch seine Unterstützung für den Fat Orange Man aufgefallen.

Toller Bluesrock aus der Schweiz

Fünf Alben haben sie seit 2019 veröffentlicht, ihr Bekanntheitsgrad hält sich jedoch (noch) in Grenzen. Leider muss ich sagen. Denn die Schweizer Ellis Mano Band spielt auf ihren Alben eine tolle Mischung aus Rock, Blues und Soul.

Die Ellis Mano Band wurde 2017 von Chris Ellis (Gesang) und Edis Mano (Gitarre) gegründet wurde; außerdem gehören aktuell Severin Graf (Bass), Nico Looser (Schlagzeug) und Lukas Bosshardt (Keyboard) dazu.

Es ist eine sehr eingespielte und erfahrene Band, wie ihre früheren Arbeiten und ihr neuestes Projekt „Morph“ beweisen. Die ersten öffentlichen Auftritte von „Morph“ fanden 2024 im Vorprogramm der Deutschlandtournee von Deep Purple statt, was die Bedeutung der Band unterstreicht.

Ihre Alben sind gekennzeichnet durch wuchtige und rockige Songs, die von der kräftigen Stimme von Chris Ellis ebenso getragen werden wie die Balladen, seien sie leicht und flockig oder schwer und bluesgetränkt. Den Style der Ellis Mano Band bezeichnet Gitarrist Chris Mano als „Rock’n’Soul, tief verwurzelt im Blues”. Mano ist ein „technisch tadellos, geschmackvoll und stilistisch überaus einfallsreich spielender Musiker“ (so das Fachmagazin „Gitarre & Bass“), der auch die Alben seiner Band produziert.

Sie touren hauptsächlich durch die Schweiz und Deutschland. Wer die Gelegenheit bekommt sie zu sehen, sollte es unbedingt tun.

Ein Interview mit Kai Strauss

Kai Strauss (* 15. Mai 1970) ist ein deutscher Electric-Blues-Sänger, -Gitarrist und -Songwriter, mehrfacher Preisträger des German Blues Award und tourt regelmäßig mit seiner Band Kai Strauss & The Electric Blues All Stars, mit der er seit 2014 sieben Alben veröffentlicht hat.

In der Welt des modernen Blues gibt es nur wenige Künstler, die den zeitlosen Geist des Genres so gut verkörpern wie Kai Strauss. Als Fackelträger des authentischen elektrischen Blues hat Strauss Jahrzehnte damit verbracht, sein Handwerk zu verfeinern, indem er sehenswerte Gitarrenarbeit mit gefühlvollem Gesang und einer unbestreitbaren Bühnenpräsenz vermischt. Ob er nun die düstere Essenz des Chicago-Blues kanalisiert oder seine eigenen deutschen Wurzeln in die Musik einfließen lässt, Strauss hat sich einen Ruf als engagierter Musiker erworben, der Tradition und Innovation miteinander verbindet.

EIN JUGENDLICHER FUNKE
Der 1970 geborene Strauss entdeckte seine Leidenschaft für die Musik während seiner Teenagerjahre in den 1980er Jahren, als Musiker als moderne Superhelden verehrt wurden. „Ich glaube, deshalb wollte ich auch einer werden“, sagt Strauss lachend und gibt zu, dass er später feststellte, dass der Superheldenglamour das Musikerleben nicht ganz widerspiegelt. Dennoch ist er zutiefst zufrieden: „Ich bin glücklich. Es ist ein gutes Leben. Ich tue das, was ich gerne tue.“ Seine erste Begegnung mit der Gitarre hatte er im Alter von 11 Jahren, als er mit einfachen Stücken auf einer nylonsaitigen akustischen Gitarre begann. Strauss erinnert sich gern: „Es waren nur Kinderlieder und später etwas Cat Stevens. Wir haben einfach drauflosgeklimpert.“

Obwohl er nicht aus einer musikalischen Familie stammt, schreibt er seiner Mutter zu, dass sie seine frühe Liebe zur Musik förderte. „Sie liebte es zu tanzen und Musik zu genießen, und ihr Enthusiasmus hinterließ einen bleibenden Eindruck“.

ENTDECKUNG DES BLUES
Formeller Unterricht an einer örtlichen Musikschule legte den Grundstein für Strauss‘ frühe Fähigkeiten. Als er Mitte zwanzig war, entdeckte er den Blues für sich, angetrieben von seiner Faszination für Stevie Ray Vaughan und Muddy Waters. „Ich war nicht der beste Schüler; alles, was ich lernen wollte, war, wie Stevie Ray oder Muddy zu spielen.“ Einen großen Teil seiner Ausbildung erhielt er durch Selbstunterricht, Jammen mit lokalen Musikern und das Studieren von Platten. „Ich war nicht an Jazz-Akkorden oder Rocksongs interessiert, ich wollte einfach nur diese klassischen Blues-Riffs lernen.“

AUFBAU EINER KARRIERE
Mit 17 Jahren schloss sich Strauss seiner ersten Band unter einem lokalen Musiker namens Martin an. Sie spielten eine Mischung aus Bluesrock, Hendrix-Covern und eigenen Songs. „Martin holte mich zu den Proben ab, weil ich noch nicht einmal einen Führerschein hatte.“ Ein Jahr später gründete Strauss seine eigene Band, um einen traditionelleren Blues-Sound zu erforschen.

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren nahm Strauss regelmäßig an einer wöchentlichen Bluesjam-Session in Osnabrück teil, einer Stadt in der Nähe seiner Heimatstadt. „Es war fantastisch, damals gab es noch kein Internet, und so lernte ich bei diesen Jams eine ganze Welt des Blues kennen, Spieler wie Pee Wee Crayton, Ronnie Earl und Gatemouth Brown.“
Die Osnabrücker Szene bot Strauss auch die Möglichkeit, sein Können zu verfeinern und Bühnenerfahrung zu sammeln.

DIE DEUTSCHE BLUES-SZENE DAMALS UND HEUTE
Damals gab es mehr Clubs, es war einfacher, unter der Woche zu spielen. Jetzt spielt man hauptsächlich an den Wochenenden.“ Trotz der sich verändernden Landschaft erinnert er sich gerne an die unterstützende Gemeinschaft von Musikern und Veranstaltungsorten, die ihm geholfen haben, zu wachsen. Durch seine Hingabe und seine tiefe Liebe zu diesem Genre ist Kai Strauss zu einem der besten Bluesgitarristen Europas geworden.

DIE BESTE BERATUNG UND EINFLÜSSE AUF DEM WEG
Im Laufe seiner musikalischen Karriere hat Kai Strauss viel von seinen Mitmenschen gelernt. Auf die Frage nach dem besten Ratschlag, den er erhalten hat, nennt Strauss keine einzelne Weisheit, sondern verweist auf den nachhaltigen Einfluss seiner Zusammenarbeit, insbesondere mit Memo Gonzalez.

15 Jahre lang mit Memo zu spielen, war unglaublich wichtig für meine Entwicklung als Musiker und Bühnenkünstler. Er hat mir beigebracht, wie man mit Selbstvertrauen auf die Bühne geht und es wirklich ‚drauf anlegt‘. Außerdem glaube ich nicht, dass ich ohne die Jamsessions, an denen ich teilgenommen habe, ein professioneller Musiker wäre“, gibt er zu. Auf humorvolle Weise meint er, dass der einzige Ratschlag, den er gerne früher erhalten hätte, darin bestand, „Geld für die Zukunft zu sparen“, was seiner Meinung nach für den weiteren Verlauf seiner Karriere hilfreich gewesen wäre.

WAS DER BLUES FÜR KAI STRAUSS BEDEUTET
Es ist die Musik, die ich liebe. Als ich in den 1980er Jahren in Deutschland aufwuchs, war Blues ein ungewöhnliches Genre für junge Leute“, aber Strauss war von Anfang an fasziniert. „Ich habe mich einfach in diese Musik verliebt, auch wenn es nicht die Musik war, die die meisten 13- oder 14-Jährigen hörten.“
Strauss hütet sich jedoch davor, das Genre übermäßig zu romantisieren. Er ist sich bewusst, dass er als Europäer, der in einem komfortablen Umfeld aufgewachsen ist, eine andere Beziehung zum Blues hat als seine Urheber. „Ich bin ein Gast in der Blueskultur, ich sehe mich eher als Fan, der für andere Fans spielt, und nicht als Blueser im traditionellen Sinne.“

DAS WECHSELNDE BLUES PUBLIKUM
Heutzutage ist sein Publikum eher männlich und meist älter, ein Trend, den er mit dem Älterwerden sowohl der Musiker als auch ihrer Fangemeinde in Verbindung bringt. „Als ich anfing zu spielen, hatten wir jüngere Leute im Publikum, aber ich denke, das Publikum wird mit der Band älter. Auch wenn die Bluesszene im Moment nicht viele junge Zuhörer anzieht, werden mit zunehmendem Alter und den Herausforderungen des Lebens mehr Menschen die Tiefe der Musik zu schätzen wissen. Mit 18 kann man den Schmerz und den Herzschmerz in den Blues-Texten nicht wirklich nachempfinden, aber wenn man älter ist, treffen die Texte härter, und ich denke, dann entdecken die Leute den Blues“.

Obwohl Strauss mit dem Publikum, vor dem er spielt, zufrieden ist, sieht er die Herausforderung darin, jüngere Zuhörer zu gewinnen. „Es ist schwierig, junge Leute in die Clubs zu bekommen. Wenn sie erst einmal da sind, merken sie, dass es beim Blues nicht um alte Männer geht, die traurige Lieder spielen. Es kann eine tolle Zeit sein. Man muss durch Leid und Schmerz gehen, um Blues wirklich zu verstehen“, sagt er.

Wenn man jung ist, denkt man, dass man unbesiegbar ist. Man will keine Musik hören, die von den Kämpfen des Lebens handelt. Aber wenn man älter wird, fangen die Texte an, nachzuhallen.“

DIE ENTSTEHUNG VON „WAILIN‘ IN VIENNA“
Für Kai Strauss geht es beim Musikmachen nicht nur darum, Gitarre zu spielen, sondern auch darum, sich mit den richtigen Leuten und Ideen zu verbinden und den richtigen Moment zu finden. Der Produktionsprozess für sein neues Album ist ein perfektes Beispiel dafür. Laut Strauss kam die Initialzündung für das Album von seinem langjährigen Mitarbeiter Dani Gugolz, einem in Österreich lebenden Schweizer Bassisten. „Dani hatte bereits einige Blues-Sessions in Wien produziert, und nach einer dieser Sessions erwähnte ich, dass ich eines Tages gerne ein traditionelles Blues-Album im Stil der 50er Jahre aufnehmen würde. Ein Jahr später rief Dani mich an und bot mir die perfekte Gelegenheit, ein viertägiges Zeitfenster in seinem Studio zu nutzen, um diesen Traum zu verwirklichen.

Dieser kollaborative Geist bildete das Rückgrat der Entstehung des Albums. Da Dani einen Großteil der logistischen Aufgaben erledigte, konnte sich Strauss auf die Musik konzentrieren und begann mit einer Reihe von Originalsongs. Er hatte in Erwägung gezogen, einige Blues-Klassiker zu covern, stellte aber bald fest, dass er so viel eigenes Material schrieb, dass Covers überflüssig wurden. „Ich denke, das war eine gute Sache, denn so konnte ich den klassischen Blues-Sound auf meine eigene Art und Weise voll auskosten.

EIN KLASSISCHER SOUND MIT EINEM MODERNEN ZWISCHENSTAND
Eines der auffälligsten Elemente von „Wailin‘ In Vienna“ ist seine Authentizität. Das Album ist eine Liebeserklärung an die Blues-Ära der 50er Jahre, wobei Strauss auf seine Einflüsse zurückgreift, um etwas zu schaffen, das sich vertraut anfühlt, aber dennoch unverkennbar sein eigenes ist. Bei den Aufnahmen strebten Strauss und seine Band ein Live-Gefühl an. Sie nahmen die meisten Stücke in einem Heimstudio mit minimalen Overdubs auf, um die rohe, organische Energie einer Live-Performance einzufangen.
Das Ergebnis ist unbestreitbar. Der Old-School-Sound des Albums ist unverkennbar, aber Strauss betont, dass er nicht die Absicht hat, die Vergangenheit zu imitieren. „Ich versuche nicht, BB King oder Muddy Waters nachzubilden; ich schreibe einfach in diesem Stil mit Respekt vor der Zeit.

Um einen kohärenten Sound zu kreieren, mussten die richtigen Musiker herangezogen werden. Strauss wandte sich an Rusty Zinn, einen amerikanischen Gitarristen, mit dem er bereits bei anderen Sessions zusammengearbeitet hatte. Zinn, der für sein gefühlvolles Spiel und sein tiefes Blueswissen bekannt ist, war eine naheliegende Wahl. „Wir hatten von Anfang an eine großartige Stimmung“, sagt Strauss. Neben Zinn sind auf dem Album eine Reihe von talentierten Musikern aus der Wiener Bluesszene zu hören, mit denen Strauss schon früher zusammengearbeitet hat. Die Rhythmusgruppe wurde von Peter Muller, einem Schlagzeuger mit Heimstudio, ergänzt, und Strauss wurde auch von einem talentierten lokalen Pianisten unterstützt, was zu einer intimen, gemeinschaftlichen Aufnahmeumgebung führte. Der eigentliche Zauber entstand jedoch, als die Bläser hinzukamen. Die Bläser wurden in den USA überspielt und verliehen Titeln wie „Old Fashioned Daddy“ und „Let’s Have a Good Time“ einen Hauch von Vintage.

Strauss‘ Songwriting-Prozess ist sowohl einfach als auch sehr effektiv. „Es kann mit irgendetwas beginnen; einem Gitarrenriff, einer Melodie oder einfach einem Satz, der mir im Gedächtnis bleibt.“ Bei „Old Fashioned Daddy“ entstand der Titel aus einem Satz, der ihm in den Sinn kam, während er an einer Melodie arbeitete. Mit seinem Telefon nahm er eine einfache 12-taktige Shuffle auf und arbeitete im Geiste weiter an dem Song, während er alltägliche Aufgaben erledigte. Der Prozess ist organisch, und obwohl Strauss zugibt, dass seine Texte einfach sind, passen sie perfekt zur traditionellen Bluesform.

Ich schreibe keine Bob-Dylan-Texte“, scherzt er, “aber die einfachen Texte über das tägliche Leben sind genau das, was diese Art von Musik braucht. Warum über etwas Modernes wie COVID singen, wenn man einen Blues im Stil der 50er Jahre schreibt?

EIN AUSGEWOGENER ANSATZ ZUM BLUES
Strauss‘ neuestes Album ist ein echtes Zeugnis für die Tiefe und Vielfalt des Blues, das den traditionellen Sound der 50er Jahre aufgreift und gleichzeitig fest in seiner eigenen Erfahrung verwurzelt ist. Das musikalische Können, der Geist der Zusammenarbeit und die unverfälschten Emotionen kommen in jedem Stück durch. Mit Blick auf die Zukunft ist Strauss nicht daran interessiert, sich in eine Schublade zu stecken.

Der Blues ist so breit gefächert, es gibt alles zwischen den Achtzigern und den Neunzigern, und ich liebe alles davon. Aber ich möchte meine Einflüsse getrennt halten, es gibt keinen Grund, den Blues der Fünfziger mit einem modernen, funkigen Sound zu mischen. Alles hat seine Zeit und seinen Platz.“

Was die Zukunft angeht, hofft Strauss, das Album auf Tournee zu bringen, aber nur, wenn sich die richtige Gelegenheit ergibt. „Ich würde den modernen Stil meiner Band nicht mit diesem 50er-Jahre-Projekt vermischen wollen“, sagt er und deutet an, dass er bei Interesse der richtigen Veranstalter eine spezielle Tournee mit einigen der Musiker des Albums zusammenstellen könnte.

Für den Moment ist Strauss zufrieden mit dem Wissen, dass er die Art von Musik schafft, die er liebt, die in der Tradition verwurzelt ist und doch eindeutig seine eigene ist. Und mit „Wailin‘ In Vienna“ gibt er den Zuhörern einen neuen Blick auf die zeitlose Bluestradition, die immer noch fesselt und inspiriert.

EINE EUROPATOUR IN ARBEIT?
Das Gespräch verlagert sich auf die Zukunftspläne, einschließlich einer möglichen Rückkehr nach Großbritannien. „Es ist immer schwierig, das finanziell zu stemmen“, gibt Strauss zu. „Vor COVID hatten wir eine gute Tour geplant, aber das hat natürlich alles verändert. Trotzdem haben wir einige tolle Gigs gespielt, wie das Festival in Carlisle. Das war ein Höhepunkt. Ansonsten steht im Moment nichts für Großbritannien auf dem Plan.“ Strauss bleibt jedoch optimistisch, was seine internationale Reichweite angeht. Er arbeitet derzeit daran, seine Präsenz über Deutschland hinaus zu erweitern, nachdem er bereits Agenten in Frankreich, den Niederlanden und anderen Teilen Europas gewonnen hat. „Es wird immer internationaler, aber langsam. Ich denke, es wäre einfacher, wenn ich einen amerikanischen Hintergrund hätte. Ein deutscher Pass macht die Dinge manchmal ein bisschen komplizierter“, sagt er. Trotz dieser Herausforderungen ist Strauss entschlossen, seine internationale Fangemeinde zu vergrößern, und er freut sich auf die Auftritte im nächsten Jahr. „Der Kalender füllt sich gut, und sogar für 2026 bekommen wir schon Buchungen aus Deutschland.“

Quelle: Blues Matters! Issue 144, December 2024 | übersetzt von zappalott

Guitar Blues Women #1

Erja Lyttinen

Erja Lyytinen – Skinny Girl (Dreamland Blues, 2006)
Erja Lyytinen – Wedding Day (Another World, 2019)
Ana Popovic – Don’t Bear Down On Me (Comfort For Your Soul, 2003)
Sue Foley – Pinky’s Blues (Pinky’s Blues, 2021)
Samantha Fish, Cassie Taylor, Dani Wilde – Bitch (Girls With Guitars, 2011)
Samantha Fish – Faster (Faster, 2021)
Eliana Cargnelutti – Why Do I Sing The Blues (Electric Woman, 2015)
Eliana Cargnelutti – I Don’t Know (Aur, 2021)
Joanna Connor – Destination (4801 South India Avenue, 2021)
Joanna Connor – Big Girl Blues (Big Girl Blues, 1996)
Sue Foley – New Used Car (Live in Austin Vol. 1, 2023)
Ana Popovic – Object of Obsession (Live For Live, 2020)

Joanna Connor

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