Beiträge zur Musik und mein Senf zu anderen Dingen

Schlagwort: Album

Jethro Tull – neues Album kommt im März

Nach zwei aufeinanderfolgenden Jethro-Tull-Alben in den Jahren 2022 und 2023 wird am 7. März 2025 eine neue Platte mit dem Titel „Curious Ruminant“ (Neugierige Wiederkäuer) veröffentlicht.

Ian Anderson hatte schon seit Monaten nach der Veröffentlichung von RökFlöte angekündigt, dass er Ende 2023 ein neues Projekt in Angriff nehmen würde. Es dauerte nur wenige Wochen, bis sich die ersten Ideen zu einer Absichtserklärung verdichteten, und im Mai 2024 wurden einige unvollendete Musikstücke, die er zuvor mit John O’Hara, David Goodier und James Duncan aufgenommen hatte, zum Ausgangspunkt für die neuen Songs, die nun Gestalt annahmen.

Das Schreiben der Texte und Melodien für das gesamte neu geschriebene Material ging sehr schnell vonstatten, nachdem er im Juni ernsthaft damit begonnen hatte, und schien sich einfach in das musikalische Gefühl und den Stil der früheren Aufnahmen einzufügen.

Anderson schreibt hier oft auf einer persönlicheren Ebene, als wir es gewohnt sind. Zwischen seinen gewohnten Beobachtungen und Beschreibungen gibt es auch Momente, in denen er sich das Herz ausschüttet – wenn auch nicht über die Themen, die von den üblichen „Ich-bin-ich“-Lyrikern des Pop und Rock vorgeführt werden.

Einige der Songs sind aus unvollendeten Instrumental-Demos entstanden, die vor einigen Jahren aufgenommen wurden, was jedoch nicht zu einer großen stilistischen Kluft führt, die dem Hörer ins Auge springt. Abgesehen von den charakteristischen Flötensoli und -melodien sind auch Akkordeon, Mandoline, Akustik- und Tenorgitarre auf mehreren Stücken zu hören, so dass der subtile Hintergrund von Akustik- und Folkrock an das Tull-Erbe der 70er Jahre erinnert.

[Übersetzter Text von der Jethro Tull – Website]

Hier gibt es schon mal einen Vorgeschmack:

Die Band besteht aus:

  • Ian Anderson – Flöten, Gesang, Akustikgitarre, Tenorgitarre, Mandoline, Kleinkram
  • David Goodier – Bassgitarre
  • John O’Hara – Klavier, Keyboards, Akkordeon
  • Scott Hammond – Schlagzeug
  • Jack Clark – Elektrische Gitarre

Auf dem Album sind außerdem zu hören:

  • James Duncan – Schlagzeug, Cajón, Percussion
  • Andrew Giddings – Klavier, Keyboards, Akkordeon

Neues Album von David Gilmour

David Gilmours Album „Luck and Strange“ ist das fünfte Soloalbum des britischen Musikers, dem ehemaligen Gitarristen und Sänger von Pink Floyd. Es wurde weltweit am 6. September 2024 veröffentlicht. Mit dem Album beschreitet der legendäre Gitarrist teilweise neue Wege, ohne dabei seine musikalischen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Das Album befasst sich eingehend mit Themen wie Altern, Sterblichkeit und globalen Unsicherheiten, mit deutlichen Einflüssen von jüngsten Weltereignissen wie der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine.

Musikalisch bietet das Album eine abwechslungsreiche Palette – während es einige der Pink Floyd-Sounds mit typischen Gitarrensoli und atmosphärischen Instrumentalstücken beibehält, betritt es auch Neuland mit Fado- und Flamenco-inspirierten Einsprengseln, die in Titeln wie „Scattered“ und dem Instrumental „Black Cat“ zu hören sind. Gilmours Zusammenarbeit mit dem Produzenten Charlie Andrew (bekannt von Alt-J, London Grammar) treibt ihn zu mehr Experimenten an, besonders bei Songs wie „Between Points“, einer traumhaften Coverversion (Original von The Montgolfier Brothers) mit dem Gesang seiner Tochter Romany Gilmour, die hier auch Harfe spielt.

„Das war eine absolut aufregende Erfahrung, denn er [Charlie Andrew] ist ein bisschen ein Tyrann. Er setzt uns wirklich unter Druck, die Dinge zu erledigen. Und wenn man es nicht auf Anhieb hinbekommt, versucht man es noch einmal. Er ist ein Sklaventreiber. Und er ist auch ein Musiker.“ (David Gilmour im Rolling Stone Interview Oktober 2024).

Tracks wie „The Piper’s Call“ und „A Single Spark“ setzen sich mit existenziellen Themen auseinander und spiegeln Gilmours Betrachtungen über den Lauf der Zeit wider. Seine charakteristische Gitarrenarbeit ist genauso brillant wie immer und wechselt mühelos zwischen Gelassenheit und kraftvollen Steigerungen. Der Titeltrack „Luck and Strange“, der stark vom Krieg in der Ukraine beeinflusst ist, sticht mit seinem bluesigen Ton und einer emotionalen Tiefe hervor und erinnert an sein früheres Leben in einer friedlicheren Ära. Der Großteil der Lyrics stammt von Gilmours Frau Polly Samson, mit der er schon seit 30 Jahren auch musikalisch zusammenarbeitet.

Insgesamt zeigt „Luck and Strange“ Gilmour als einen Künstler, der auch mit 78 Jahren noch versucht, sich weiterzuentwickeln und gleichzeitig seinen Sounds, die ihn ausmachen, treu bleibt. Für mich ist es ein hörenswertes, teilweise meditatives Album mit kleinen Überraschungen – aber auch vertrauten Klängen. Für manche Hörer*in wahrscheinlich eher music of an boring old fart.

 

Mein Album der Woche

Anna Erhard – Botanical Garden (2024)

Es kann schwierig sein, die großen Themen des Lebens zu verarbeiten – von Beziehungsproblemen und Arbeitslosigkeit bis hin zu Krieg und politischen Unruhen – sowie die kleinen Frustrationen, die jeden Tag auftreten. Viele von uns lassen sich ihren Tag leicht durch etwas ruinieren, das im Großen und Ganzen keine Rolle spielt. Doch Anna Erhard liefert auf ihrem dritten Album „Botanical Garden“ ein Gegenmittel – manchmal brauchen wir einfach nur ein bisschen Spaß.

Vorweg – das einzig Negative an diesem Album für mich: es ist mit seinen 9 Songs zu kurz!

Mit jedem Song fügt Erhard einem Problem, mit dem sie konfrontiert ist, einen komödiantischen/ironischen Dreh hinzu. Sei es eine scheinbar unbedeutende Debatte darüber, ob sie oder ihr Freund größer ist. In dem Song „B.M.G Academy“ drückt sie zum Beispiel ihr Desinteresse daran aus, die „Blue Man Group“ live zu sehen, nachdem ihr Freund der Gruppe beigetreten ist, und erklärt, dass er mehr verdient als jeder andere Musiker, den sie kennt – und das, obwohl die Band auf einem Trick beruht. „Die Songs, die ich anfangs schrieb, waren wirklich groß und universell“, bemerkt sie. „Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich mein Schreiben auf das Kleinstmögliche reduziere, fast.“

Anna Erhard ließ sich für den Song „Botanical Garden“ von einer scherzhaften Google-Bewertung inspirieren, in der es hieß, dass man in der Mitte des Atlantiks schlecht parken könne.

Ich habe diese Google-Bewertung von einem Mann gelesen, der sich über die schlechte Parkplatzsituation mitten im Atlantik beschwerte. Ich glaube, so habe ich angefangen, das Lied zu schreiben, und schließlich wurde diese Person, die unglaublich voreingenommen ist und sich über nichts freuen kann, nicht einmal über die Blumen im Botanischen Garten, zum Leben erweckt. Es macht mir auf jeden Fall Spaß, aus der Perspektive einer total unglücklichen Person zu schreiben.

Jeder Song auf ‚Botanical Garden‘ hat seine eigene Note, wobei Anna Erhard zwischen flotten Gitarrensongs und schräger Elektronik, die Laurie Andersons Pop-Crossover würdig ist, hin und her springt. All das wirkt stellenweise ziemlich banal, aber gleichzeitig auch witzig und eingängig.

 

Meine Alben 2022

Meine Lieblingsalben aus 2022 auszuwählen war nicht leicht. Am Ende ist das hier herausgekommen (Reihenfolge ist keine Wertung!):

Rock / Pop

  • Death Cab For Cutie – Asphalt Meadows
  • Umphrey’s McGee – Asking For A Friend
  • Fickle Friends – Are We Gonna Be Alright
  • Alvvays – Blue Rev
  • Eddie Vedder – Earthling
  • The Wombats – Fix Yourself, Not The World
  • The Belligerents – Another Way Of Living
  • Pale – The Night, The Dawn and What Remains
  • Guster – Going Up On The Sun (Reissue – Expanded Editon)
  • Planet – Information Overload
  • Thees Uhlmann & Band – 100 000 Songs – Live in Hamburg
  • Ezra Furman – All Of Us Flames

 

Blues

  • Eliza Neals – Badder To The Bone
  • Lauren Glick – Lush
  • Armin Sabol – Ready To Roll (Live at Gitarrenfestival Schorndorf)
  • Richard Bargel – Dead Slow Stampede
  • Bad Temper Joe – Glitter & Blues

 

Jazz

  • Friedrich Liechtenstein – Good Gastein
  • Helge Lien Trio – Revisited
  • Kjetil Mulelid Trio – Who Do You Love The Most
  • Glass Museum – Reflet
  • Julian & Roman Wasserfuhr – Mosaic

Die Überraschungs-CD des Jahres 2022

Sie kommt für mich vom mittlerweile 83jährigen Pianisten und Keyboarder Bob James.

„2080“ ist eine ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Sam Franz, einem etwa 20-jährigen Produzenten und DJ, und Bob James, der als Crossover-Jazz-Keyboarder, Komponist, Produzent und Arrangeur bekannt ist und seit den 70er Jahren großes Ansehen in der Jazzszene genießt.

James‘ Interesse an Electronica reicht weit zurück, denn er war einer der Begründer des elektroakustischen Jazz in der Mitte der 60er Jahre. Und auch der elektronische Jazz ist ihm nicht fremd, er hat ihn bereits in den frühen 80er Jahren erforscht. Insofern ist „2080“ gewissermaßen eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Vor ein paar Jahren hat James Hip-Hop-Elemente in „Submarine“ eingebaut, eine Neufassung seines Funk-Jazz-Klassikers „Nautilus„.

Wie bei „Submarine“ bleibt der Musikveteran auch bei „2080“ an den Tasten. Man merkt, dass es sich um einen versierten Pianisten/Keyboarder handelt, der seine Parts über Franz‘ programmiertes Material legt, wie z.B. die Piano-Wendung auf dem eingängigen „See Ya“ und das charakteristische Rhodes Piano auf „Atsuko’s Arcade„.

James und Franz vermeiden es, bei jedem Stück die gleiche Formel zu verwenden. In „Starless Vault of Heaven“ und „Brew This Again and Again“ wagen sich die beiden in avantgardistische Gefilde vor.

„2080“ ist eine sehr interessante und hörenswerte Mischung geworden.

Platte des Monats November: Alvvays „Blue Rev“

Alvvays ist eine kanadische Indie-Pop-Band, die aus Charlottetown, Prince Edward Island, stammt und derzeit in Toronto, Ontario, lebt. Der Bandname (ausgesprochen „Always“) wurde in diese Schreibweise geändert, nachdem sie die Existenz einer anderen Band (und einer Firma für Menstruationstampons) namens Always entdeckt hatten.

Die Gruppe besteht derzeit aus Sängerin Molly Rankin, Gitarrist Alec O’Hanley, Keyboarderin Kerri MacLellan (Rankins Freundin seit dem Kindergarten), Abbey Blackwell (Bass) und Sheridan Riley (Schlagzeug).

„Blue Rev“ ist ihr drittes Album und enthält 14 Songs mit traumhaften Melodien, die mich vom ersten Titel „Pharmacist“ an in ihren Bann gezogen haben.

In seiner Rezension für AllMusic erklärte Tim Sendra, dass „die Songs einprägsam sind und Spaß machen, die Darbietungen inspiriert sind und die Produktion abwechslungsreich und immer interessant ist„, und dass „das Ergebnis ein himmlischer Indie-Pop-Hit ist, der garantiert dafür sorgt, dass sich ihre bereits vernarrten Fans noch mehr in die Band verlieben. “ Will Richards vom NME kam zu dem Schluss, dass das Album „eine Ode daran ist, sich trotz Hindernissen weiterzuentwickeln, sein Handwerk langsam zu verfeinern und in Bewegung zu bleiben„[NME] Ben Salmon von Paste schrieb: „Das sind alles erstklassige Melodien, und sie dienen als Beweis dafür, dass Rankin und O’Hanley zu den besten Popsongschreibern gehören, die heute arbeiten.

Wer guten und anspruchsvollen Pop mag, der sollte unbedingt mal in das Album reinhören (Cover anklicken).

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