Beiträge zur Musik und mein Senf zu anderen Dingen

Kategorie: Musik Seite 22 von 29

Hype des Jahres – überflüssig!

Die „Indie-Supergroup“ Boygenius bringt am 31.03. ihr erstes Album heraus – na und? Was ein Hype um die drei Musikerinnen Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus, deren Bandname „eine Anspielung auf die Männerdomäne Indie-Rock und in der Musikindustrie generell“ (Rolling Stone) sein soll.

Dabei sind sie nur gekommen, „um uns zu unterhalten“ (Rolling Stone). Und deshalb muss man dieser 08/15 Musik gleich 12 (!) Seiten in der deutschen Märzausgabe widmen? Überflüssig meint zappa:lott, da es nicht mehr als eingängige, unaufgeregte Klänge sind, wie sie bereits zigfach durch andere nichtssagende Bands verbreitet wurden. Aber die PR ist ja gelungen!

Vier Titel des kommenden Albums sind mittlerweile schon veröffentlicht. Und nun auch endlich ein Video der Band, das jedeR sehen muss, zeigt es die drei Frauen doch „bei einem freien Tag, unter anderem im Freizeitpark, im Museum und beim Wandern„… Na, wenn das nicht aufregend und sensationell ist!

Wahrscheinlich sind Boygenius mit „The Record“ heisse Anwärterinnen auf das Album des Jahres – nur ich habe es nicht gemerkt…

Kennt ihr (noch)…Badfinger

Foto: Cover vom Album Straight Up; von links nach rechts: Joey Molland, Tom Evans, Pete Ham, Mike Gibbins

Die Geschichte von Badfinger enthält genug Dramatik und Tragik für eine Hollywood-Biografie. Vielleicht ist der Grund, warum kein Film über Badfinger produziert wurde, der, dass es kein Happy End gab. Nach dem Selbstmord zweier Mitglieder und Prozessen, endete der dritte Akt eher in einer Reihe von Wehklagen als in einer Siegesserie. Es war ein schlechtes Ende für eine Band, die mit den Beatles assoziiert war und deren Songs die Gründung eines neuen Genres, des Power-Pop, inspirierten.

Die Hauptfigur der Gruppe, Sänger und Gitarrist Peter Ham, war seit den frühen 1960er Jahren in Rockbands in seiner Heimatstadt Swansea, Wales, aktiv. 1966 brachte er seine Gruppe, die Iveys, nach London, wo seine Songs schließlich das Interesse des neuen Labels der Beatles, Apple Records, weckten. Obwohl die Iveys 1968 bei Apple unter Vertrag genommen wurden, waren sie von der verworrenen Politik des Labels frustriert.

Ihre erste Single, das hoffnungsvolle „Maybe Tomorrow“ (1968), war in einigen europäischen Ländern ein Hit, nicht aber in den Vereinigten Staaten oder im Vereinigten Königreich. Ein Jahr später erschien ein gleichnamiges Album, das jedoch nur in Japan, Italien und Deutschland veröffentlicht wurde.

Die Beschwerden der Band erreichten Paul McCartney und es wurde schnell gehandelt. Die Iveys bekamen einen moderner klingenden Namen, Badfinger, und mit „Come and Get It“ einen McCartney-Song „verordnet“. Da McCartney wenig Vertrauen in Badfingers Urteilsvermögen hatte, drängte er sie, sein Song-Demo Note für Note zu kopieren. „Come and Get It“ erreichte weltweit Platz eins und wurde in Peter Sellers‘ Filmkomödie The Magic Christian (1969) und auf Badfingers erstem Album verwendet.

Text: David Luhrssen
(frei übersetzt von DiKo)

Encyclopedia of classic rock / David Luhrssen with Michael Larson, Santa Barbara, 2017

DiKo’s Playlist der Woche

Picture This – Dream | Picture This (2017)

Motörhead – Heroes | Bad Magic – Seriously Bad Magic (2015/2023)

Hong Faux – Fornever | Desolation Years (2023)

Black Star Riders – Wrong Side Of Paradise | Wrong Side Of Paradise (2023)

Inhaler – Love Will Get You There | Cuts & Bruises (2023)

Birgit Minchmayr, Quadro Nuevo & Bernd Lhotzky – When Most I Wink – Sonnet 43 | As An Unperfect Actor (2021)

IQ – Ocean | The Road Of Bones (2014)

Eine Sozialgeschichte des Jazz in den USA

Jazz war lange Zeit (vor allem Ende des 19. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts) eine Massenbewegung, die auch soziale Bedürfnisse und ökonomische Zwänge großer Teile der Bevölkerung widerspiegelte und bis 1975 als eine gewichtige Stimme der Gegenkultur galt.

Wie erlangte der Jazz diesen Status und wie ging sie ihm wieder verloren?

Diesen und anderen Fragen geht Wolf Kampmann in seinem sehr lesenswerten Artikel „We insist! Eine Sozialgeschichte des Jazz in den USA“ nach. Erschienen in der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“, Nr. 5-6 vom 27.01.2023, die noch weitere interessante Beiträge zum Themenfeld Jazz beinhaltet.

Kostenloser Download unter:

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/jazz-2023/

Kennt ihr (noch)…Babe Ruth

Babe Ruth

Die Faszination für den amerikanischen Westen ist in der britischen Kultur tief verwurzelt und manifestiert sich unter anderem in dem texanischen Gentleman in Bram Stokers „Dracula“ und in dem Groschenroman lesenden Subalternen in Carol Reeds „Der dritte Mann“, so der Rockhistoriker David Luhrssen.

Die 1970 in Hatfield, Hertfordshire, gegründete und nach dem legendären amerikanischen Baseballspieler Babe Ruth benannte Band mit der Sängerin Jenny Haan an der Spitze erzielte mit ihrer Anspielung auf die Cowboy-Ära, „Wells Fargo„, einen großen Erfolg im Radio. Der Hardrock-Song vom Album First Base (1972) war kein Lobgesang auf den globalen Finanzriesen, sondern an die geldbringende Postkutschenlinie der Westerngeschichte.

Ihr erstes Album First Base, erreichte Goldstatus in Kanada. Ihr wohl größter Erfolg war „The Mexican„, in dem auch auf Motive von Ennio Morricone („For a Few Dollars More“) zurückgegriffen wird.

Danach splittete sich Babe Ruth und erfuhr einige personelle Veränderungen. Nach 5 Alben löste sich die Gruppe 1976 auf, tauchte aber im 21. Jahrhundert in der Originalbesetzung wieder auf. Ihr Song „The Mexican“ wurde in einem Remix des DJ-Produzenten Jellybean Benitez zum Dance-Club-Hit.

Empfohlenes Album: First Base (1982)

R.I.P. – Tom Verlaine

Tom Verlaine 1979

Und schon wieder hat die Musikwelt den Tod eines Musikers zu beklagen.

Tom Verlaine, der Frontmann, Songschreiber und Gitarrist der New Yorker Band Television, ist am Samstag, den 28. Januar 2023 im Alter von 73 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.

Verlaine, der als Thomas Miller in Denville, New Jersey, geboren wurde, begann in jungen Jahren mit dem Klavierunterricht, wechselte aber zum Saxophon, nachdem er eine Platte von Stan Getz gehört hatte. Er nahm seinen Künstlernamen in Anlehnung an den französischen symbolistischen Dichter Paul Verlaine an.

Er und sein Schulfreund Richard Hell, der die Leidenschaft für Musik und Poesie teilte, zogen getrennt nach New York City und gründeten 1972 die Gruppe Neon Boys, bestehend aus Verlaine (Gitarre und Gesang), Hell (Bass und Gesang) und Billy Ficca (Schlagzeug).

Die Gruppe bestand nur kurze Zeit, bis sie sich im März 1973 unter dem Namen Television neu formierten und Richard Lloyd als zweiten Gitarristen anheuerten. 1975 verließ Hell die Band und sie veröffentlichten ihre erste Single mit Fred Smith, der Hell ersetzte.

Verlaine, der der Leadsänger der Band war und die meisten Songs schrieb, war einst mit der Dichterin und Musikerin Patti Smith zusammen, als sie Teil der aufstrebenden New Yorker Punkszene waren, und sie arbeiteten im Laufe der Jahre häufig zusammen.

Television veröffentlichte zwei Alben, Marquee Moon und Adventure, die von der Kritik sehr gelobt wurden, sich aber nur mäßig verkauften. Marquee Moon gilt als eine der wichtigsten Veröffentlichungen der Punk-Ära.

Die Band löste sich im Juli 1978 auf, aber Verlaine startete in den 1980er Jahren eine Solokarriere und lebte eine Zeit lang in England.

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