Zwei Umarmungen täglich senken den Blutdruck! Überraschende Erkenntnisse über die Kraft der Berührung:
Werner Bartens zeigt, so anschaulich wie alltagstauglich, was Medizin und Neurowissenschaft in den letzten Jahren im Bereich der Berührung, der Haptik, der körperlichen und seelischen Gesundung erforscht haben. Berührung ist ein universeller Schlüssel zu den oft verschütteten Gefühlen, die uns antreiben oder behindern. Richtig eingesetzt, eröffnet die Berührung neue Erlebenswelten und lässt jeden Einzelnen erkennen, was für ihn wirklich wichtig ist.

Gegensätze ziehen sich an. Diese Volksweisheit bezieht sich aber nicht nur auf unterschiedliche Charaktere, sondern eben auch auf die physiologischen Eigenheiten der Menschen. Denn die persönliche Duftnote des anderen wird dann als besonders attraktiv empfunden, wenn sie sich von der eigenen deutlich unterscheidet. Man kann sich dann besonders gut riechen, wenn man sich – zumindest aus olfaktorischer Sicht – möglichst fremd ist. Ist der Geruch dem eigenen ähnlich, wird er hingegen als unattraktiv empfunden.

Der Grund für diese Bevorzugung des Fremden ist rein biochemischer Natur: Über die Haut dringen chemische Duftstoffe nach außen, die bei jedem Menschen unterschiedlich sind und die auch als sexuelle Lockstoffe fungieren – natürlich nur, wenn man sich mag. In einigen afrikanischen Stammesgesellschaften beschnuppern sich Männer und Frauen, die sich füreinander interessieren, gegenseitig unter den Achseln und im Schritt des anderen; also an jenen Stellen, an denen besonders viel Schweiß und Duftsekrete abgegeben werden. Gefällt das Odeur, kann man sich näherkommen.

Auch unter den eingeborenen Stammesgesellschaften der Bayern waren Schweißtücher noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf ländlichen Festen sehr beliebt. Wenn er während des Schuhplattlers oder beim Volkstanz so richtig erhitzt war, zog der Mann anschließend sein Tuch unter der Achsel entlang und wirbelte es in der Luft herum, damit etwaige Interessentinnen zum Dufttest antanzen und daran schnuppern konnten. Sich erst mal zu »beschnuppern«, bevor man sich aufeinander einlässt, hat daher nicht nur für die Tierwelt Bedeutung, sondern auch beim Menschen.

aus: Werner Bartens, Wie Berührung hilft. Warum Frauen Wärmflaschen lieben und Männer mehr Tee trinken sollten (2014)