Zweitens: Die gute Arbeit ist vertraute, nützliche und produktive Arbeit. Aber sie lässt bei aller Professionalität, bei allem Können und bei all der guten Ausbildung unsere Augen nicht funkeln. Denn sie basiert in ihrem Kern auf einem Deal. Und dieser Deal heißt Arbeitskraft gegen Geld. Dennoch fühlt sich gute Arbeit nicht schlecht an. Wir sind schließlich erfahren darin, erledigen sie gut und zuverlässig, und sie bringt uns im Alltag viele Vorzüge und Annehmlichkeiten. Gute Arbeit wird vom System honoriert.
Was wir jedoch immer schmerzhafter merken, ist, dass die gute Arbeit nicht mehr wirklich zu unseren eigenständigen, komplexen und anspruchsvollen Persönlichkeiten und Bedürfnissen hier und heute passt. Nicht nur die miese Arbeit, auch die gute Arbeit laugt mit der Zeit aus, wenn auch auf einer höheren Ebene und im Rahmen eines komfortablen, materiell abgefederten Lebens. Sie basiert auf dem Höher-schneller-weiter-Anreiz und lässt uns ewig rennen, aber nie ankommen. Deswegen: Wir suchen eine Alternative dazu!
Drittens: Die Alternative, »mein Ding« zu machen, bedeutet nichts weiter, als zu versuchen, ohne Netz und doppelten Boden, also ohne sichernden Vertrag, auf eigene Faust im System eine Nische zu finden. IM System!
Der Antrieb zu dieser Entscheidung ist nicht zu kritisieren, nein, er ist zu begrüßen, zu loben, zu fördern: Diese Menschen wollen endlich glücklich sein! Und sie haben vollkommen recht, wenn sie der Meinung sind, dass niemand glücklich und erfüllt leben kann, ohne eine alltägliche Aufgabe zu haben, in der sich die individuelle Persönlichkeit ausdrücken kann, die einem liegt, die die höchst eigenen Talente und Fähigkeiten möglichst umfassend zur Wirkung kommen lässt. Den Stolz auf das eigene Werk kompromisslos zu verfolgen, sich zu fragen: »Was treibt mich an?« – das ist die richtige Spur.“

aus: Anja Förster/Peter Kreuz: Hört auf zu arbeiten! Eine Anstiftung, das zu tun, was wirklich zählt, Pantheon Verlag 2013