“ Denn ihnen bleibt erspart, worunter allein in Deutschland mehr als 1,3 Millionen Menschen – und im Jahr 2050 vermutlich sogar doppelt so viele – leiden: die Demenz. Sieht man von einigen hochbetagten Zooexemplaren ab, gibt es kaum einen Affen, der nicht mehr weiß, wo er seine Apfelsinen gehortet hat, oder der seinen Wohnort, seine Verwandten und am Ende auch sich selbst nicht mehr wiedererkennt. Schimpansen-Senioren sterben fast immer im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, ihr Gehirn hat noch annähernd das gleiche Volumen wie zu der Zeit, als sie mitten im Leben standen und im Paarungsgeschehen mitmischten. Sie mögen zwar grantig, arthritisch, schwerhörig und fast blind sein, aber geistig sind sie voll da. Beneidenswert.

Bleibt die Frage, warum Schimpansen nicht dement werden. Denn sie sind uns zoologisch sehr ähnlich, und auch ihr Gehirn tickt in vielerlei Hinsicht wie unseres: Sie denken intensiv nach, wenn sie ein Problem lösen wollen; sie verstehen sich im Werkzeuggebrauch; und sie morden, lügen und betrügen, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen. Am Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie entdeckte man, dass bei den beiden Primatenarten nirgendwo größere genetische Gemeinsamkeiten bestehen als unter der Schädeldecke: Nur acht Prozent der Gene in Schimpansengehirnen unterscheiden sich von den unseren (wohingegen beispielsweise in den Hoden ganze 32 Prozent unterschiedlich aktiv sind). Trotzdem bekommen nur wir Alzheimer und andere Demenzen, der Affe hingegen nicht. Warum?“

Die triviale Antwort fanden kürzlich US-amerikanische Anthropologen [Sherwood, Chet C. u. a., »Aging of the cerebral cortex differs between humans and chimpanzees«, Proceedings of the National Academy of Sciences, Juli 2011, doi: 10.1073/pnas. 1016709108]. Demnach haben die Affen einfach eine kürzere Lebenserwartung als wir – und das reicht als Demenzschutz offenbar völlig aus.