Beiträge zur Musik und mein Senf zu anderen Dingen

Kategorie: Musik Seite 13 von 29

Film über „Element of Crime“

Mit „Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin“ hat der Regisseur und Schauspieler Charly Hübner seine zweite Regiearbeit über eine Musikgruppe abgeliefert (nach „Feine Sahne Fischfilet“). Der Film ist jetzt im Kino angelaufen und würdigt eine Gruppe, die es seit 1985 gibt und die beständig gute Alben veröffentlicht.

Hübner lässt die drei Originalmitglieder nicht nur zu Wort kommen, er hat sie auch bei fünf Live-Auftritten in Berlin gefilmt. Im August 2023 spielten sich Element Of Crime vom kleinen Privatclub (200 Zuschauer:in nen) über
das Lido (500) und das SO36 (800) in den ehrwürdigen Admiralspalast
(1800) hoch zur Zitadelle Spandau (9000).

Der Film über die Geschichte der Band ist zugleich eine Zeitreise durch Berlin. Die Songs von „Element of Crime“ kommen aus dieser Stadt und entstehen aus diesem Leben. „In Svens Texten höre ich auch eine Gesellschaft. Wie agiert eine Gesellschaft, wie sind die Leute unterwegs„, erzählt Jakob Ilja, der Gitarrist der Band. „Try to be Mensch“ heißt eines ihrer frühen Alben. Darum geht es noch immer. Und darum soll es in diesem Film gehen. Unaufgeregt, heiter, entzückt und betrübt. Die Musik spielt das Leben und das Leben, die Musik.

50 Jahre „Apostrophe (‚)“

Vor 50 Jahren veröffentlichte Frank Zappa das Album Apostrophe – ein grandioses Album voller schrägem Witz, absurden Storys und großer musikalischer Virtuosität.

„Wir feiern hier den 50. Jahrestag der wohl populärsten Platte in Frank Zappas epischem Katalog. Mit Apostrophe (‚) schuf Zappa sein eigenes Musikgenre und feierte gleichzeitig zehn Jahre im Geschäft. Niemand klang wie Frank Zappa. Dieses Album und insbesondere ‚Don’t Eat The Yellow Snow‘ brachten diesen einzigartigen, wunderbaren Sound einer breiten Masse auf eine Art und Weise nahe, die niemand, auch nicht Frank, erwartet hätte.“ (Joe Travers, Zappa-Archivmeister)

Es war Zappas erste Goldene Schallplatte in den USA, die auf Platz 10 der Billboard 200 Charts landete. Der Erfolg von Apostrophe(‚) verhalf Zappa zu einem neuen Bekanntheitsgrad, und im Laufe der Jahre war das Album für die meisten eine erste Anlaufstelle, wenn sie seine Musik entdeckten.

Anlässlich des 50. Jahrestages haben Zappa Records und UMe im September ein 5-CD + Blu-ray Audio-Set zusammengestellt, welches das von Bernie Grundman neu remasterte Originalalbum, Session-Outtakes aus dem Archiv, zwei Konzertmitschnitte aus dem Jahr 1974 und insgesamt mehr als 50 bisher unveröffentlichte Studio- und Live-Tracks enthält.

Für die 74er Tournee konstruierte Zappa eine Reihe von neuen Kompositionen und Verfeinerungen. „Is There Anything Good Inside Of You?“ (auch bekannt als „Andy“) und „Florentine Pogen“ waren neu, während das selten gespielte „Babbette“ auf geniale Weise mit dem noch recht neuen „Approximate“ verbunden wurde. Und natürlich erfuhr „Inca Roads“ ständige Veränderungen. Wie üblich nahm Zappa jede Show auf seiner ½-Zoll-4-Spur-Bandmaschine auf. Die Bänder haben zwar nicht die beste Klangqualität, aber historisch gesehen enthalten diese speziellen Shows Varianten von Songs, die auf keiner anderen Tournee wiederholt wurden.

Die Band selbst hatte sich im Laufe des Jahres mehrmals gewandelt und existierte als sechsköpfiges Kollektiv. Die Kerngruppe, bestehend aus Zappa, George Duke (key, voc), Napoleon Murphy Brock (tenor sax, fl, voc), Tom Fowler (b), Chester Thompson (dr) und Ruth Underwood (perc), ist seit langem als Fan-Favorit auserkoren und gilt als eine der besten und beliebtesten Gruppen, die Zappa je zusammengestellt hat. Die meisten von ihnen hatten fast zwei Jahre lang immer wieder mit Zappa zusammen gearbeitet. Die Chemie zwischen ihnen stimmte und sie erzeugten einen ganz besonderen Sound, wobei Zappa als einziger Gitarrist den Ton angab.

Zappa selbst erklärte übrigens, dass der Erfolg der Platte einem DJ geschuldet sei:

Apostrophe (‘)… war unsere erste goldene Schallplatte. Und das war ein Zufall, denn ein Radiosender in Pittsburgh nahm Don’t Eat The Yellow Snow, kürzte es von zehn Minuten auf drei, was Teil einer Kette war, Teil ihres Formats, Novelty-Platten aus den 60ern zu spielen. Der Typ, der das machte, hörte den Song, sah ihn als moderne Scherzplatte an und legte ihn direkt neben Teeny Weeny Bikini auf, und er wurde ein Hit. Und zu dieser Zeit waren wir in Europa auf Tournee. Wir hatten es noch nicht einmal als Single veröffentlicht, und ich wurde in Europa darüber informiert, dass ich eine Hit-Single auf dieser Kette von Sendern an der Ostküste hatte, was willst du damit machen? Und ich sagte dem Tontechniker, der noch in Los Angeles war und an dem Album arbeitete, er solle eine Version von Don’t Eat The Yellow Snow so bearbeiten, wie dieser Typ sie geschnitten hatte, und sie herausbringen. Und es war ein Hit. Das war nichts, was ich hätte vorhersehen können… Wer hätte das gedacht? Das Lob gebührt dem DJ.“

Der Titelsong ist ein Instrumental u.a. mit dem Cream-Bassisten Jack Bruce und dem Schlagzeuger Jim Gordon. Jack Bruce wird auf dem Albumcover als Bassist und Co-Autor des Titelsongs genannt. In einem Interview für das polnische Rockmagazin „Tylko Rock“ erklärte er jedoch scherzhaft, dass er auf Apostrophe (‚) keine Bassgitarre gespielt habe, sondern nur die Cello-Parts. Seine Cello-Bemerkungen zu Apostrophe (‚) können jedoch nicht ernst genommen werden, denn es gibt tatsächlich kein Cello auf dem Titelsong oder auf dem Album.

 

 

Neuer Jazz

Avishai Cohen
Ashes to Gold
2024
ECM 2822
Hörprobe „Ashes To Gold, Pt.3“

Vehement reagiert der Trompeter aus Tel Aviv auf den turbulenten Geist einer unruhigen Zeit und führt seine Band durch eine fünfteilige Suite, die eine ganze Bandbreite an Emotionen durchwandert – abwechselnd hoffnungsvoll, verzweifelt, erzürnt und zutiefst melancholisch. Die melodische Direktheit des abschließenden Stücks „The Seventh“, komponiert von Avishai Cohens Teenager-Tochter, bietet einen tröstlichen Kontrast zur Intensität der Suite. Dazwischen wendet sich Cohen dem eindringlichen Adagio assai aus Ravels G-Dur-Klavierkonzert zu, das seit langem zu den Höhepunkten des Live-Sets der Gruppe gehört. Ashes to Gold wurde im November 2023 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich aufgenommen.

Daniel García Trio
Wonderland
2024
ACT 9996-2, 614427999627

Es tut sich etwas in der spanischen Jazz-Szene. Blieb man in Madrid, Barcelona und Sevilla lange eher unter sich, erlangte in den letzten Jahren eine ganze Generation aktueller spanischer Jazzmusiker:innen internationales Renommee und das in einem Maße, dass man durchaus von einer Bewegung sprechen kann. Elementarer Teil dieser Bewegung: Der 1983 in Salamancha geborene Pianist Daniel García, der sich in den letzten zehn Jahren mit seinem Trio einen Namen als einer der wichtigsten Vertreter des Jazz seines Heimatlands erspielt hat – auf über 300 Konzerten quer durch Europa und bis nach Japan. Die Besetzung der Band steht für eine weitere Besonderheit der spanischen Szene: Viele Musiker:innen aus Kuba fanden hier aufgrund der gemeinsamen Sprache eine zweite Heimat – und brachten ihre hervorragende musikalische Ausbildung und ihre Einflüsse mit. So auch Bassist Reinier „El Negron“ und Schlagzeuger Michael Olivera die die ebenso tight, wie sensibel agierende Rhythmusgruppe des Daniel García Trios bilden.

„Wonderland“ ist das dritte Album des Daniel García Trios auf ACT. Waren die Vorgängeralben „Travesuras“ (2019) und „Vía de la Plata“ (2021) noch von deutlichen Einflüssen aus Flamenco und traditioneller spanischer Musik geprägt, hat sich García nun davon emanzipiert. Die Flamenco-Anleihen auf „Wonderland“ sind subtiler und stehen neben einer ganzen Palette von Inspirationen aus Modern Jazz, Klassik, Pop und Einflüssen aus der Karibik und dem mittleren Osten. Zugleich symbolisiert „Wonderland“ eine innere Suche: Daniel García zitiert in den Liner Notes des Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung: „Wer nach außen schaut, träumt, wer nach innen schaut, erwacht.” García lädt seine Zuhörer, die eigenen Gefühle und Gedanken zu erforschen – in „eine intime Welt aus Träumen und Ängsten, Illusionen und Hoffnungen, die unser Selbst formt und uns hilft, unsere Umgebung zu verstehen“.

In den zwölf Songs des Albums durchschreitet Daniel García verschiedene innere Räume und kreiert aus diesen eine zusammenhängende Erzählung. Mit dem kraftvollen „Gates to the Lands of Wonders“ betreten wir die Gefühlslandschaft. Es folgt der Titelsong, in dem als Gast der israelische Gitarrist Gilad Hekselman unisono mit dem Bandleader die sonnige Melodie spielt. „Ich liebe seinen Sound und seine Kompositionen“, so García. „So eine kreative Kraft! Ich mag Gitarristen, die auf solch menschliche Weise durch ihr Instrument sprechen“. Das sanfte „Mi Bolita“, das García seinem neugeborenen Neffen widmet und das verspielt-energische „Witness the Smile“ mit seiner Ohrwurm-tauglichen Melodie zeigen die kubanischen Einflüsse des Pianisten auf – und natürlich auch den seiner Mitstreiter Reinier „El Negron“ und Michael Olivera. „Sie sind meine Brüder“, schwärmt García. „Wenn ich mir von allen auf der Welt zwei Musiker aussuchen dürfte, ich würde trotzdem die beiden wählen! Wir sind eine Einheit.“

„Es fällt mir schwer, meine Musik zu kategorisieren“, sagt García. „Es fühlt sich an, als würde man versuchen, das Meer in eine zu Kiste sperren– sie läuft nur über! Ich liebe Klassik, ich liebe Musik aus dem Mittleren Osten, ich liebe Rock, ich liebe Singer/Songwriter! Inspiration kann von überall kommen. Das Intro von ‚The Gathering‘ wurde beispielsweise durch eine Melodie inspiriert, die ich auf den Straßen von Salamanca gehört habe.“ Zwei bemerkenswerte Stimmen runden das Album ab, die madrilenische Sängerin Verónica Ferreiro und die katalanische, in New York ansässige Sängerin Lau Noah. In „You and Me” singt sie: „Take my hands/Now, come and dance/Time to forget the wounds/All the scars, the pain”. Eine Einladung, den Schmerz im Tanz zu vergessen – und für Daniel eine Art, die Welt zu verbessern, wenn auch nur für einen Moment. Er sagt „Um uns herum passieren so viele Tragödien. Wir können wenig tun, außer an uns selbst zu glauben und gut zu anderen sein.“ Das die Kraft der Musik die Welt verbessert mag utopisch klingen. Aber man nimmt dem eher leisen, immer lächelnden, warmherzigen Daniel García den Glauben daran ab. Und es lohnt sich, ihn auf dem Weg durch sein „Wunderland“ zu begleiten.

Daniel García / piano, vocals
Reinier “El Negrón” / double bass
Michael Olivera / drums, vocals

special guests:
Gilad Hekselman / guitar
Lau Noah / vocals
Verónica Ferreiro / vocals

Quelle: ACT Music

Kennt Ihr (noch) Juicy Lucy?

Juicy Lucy war eine britische Bluesrock-Band, die offiziell am 1. Oktober 1969 gegründet wurde. Nach dem Ende der Band „The Misunderstood“ wurde Juicy Lucy von dem in den USA geborenen Steel-Gitarristen Glenn Ross Campbell und dem Saxophonisten Chris Mercer  aus Blackburn gegründet. Später stießen der Sänger Ray Owen, der Gitarrist Neil Hubbard, der Bassist Keith Ellis und der Schlagzeuger Pete Dobson zur Gruppe hinzu. Der Bandname wurde von einer Figur aus „The Virgin Soldiers“ (1966) von Leslie Thomas inspiriert.

Die Band landete mit ihrer Coverversion der Bo Diddley-Komposition „Who Do You Love?“ sofort einen Top-20-Hit im Vereinigten Königreich und verfehlte mit ihrem gleichnamigen Debütalbum nur knapp die Top 40 der britischen Albumcharts. Auf dem Cover des Albums war eine Burlesque-Tänzerin namens Zelda Plum zu sehen, die bis auf eine Hülle aus Obst nackt war (in einigen Versionen ist weniger Obst zu sehen als in anderen).

Es folgten Besetzungswechsel: Der ehemalige Zoot Money-Sänger Paul Williams, der Gitarrist Micky Moody und der Schlagzeuger Rod Coombes ersetzten Ray Owen (der sich Killing Floor anschloss, bevor er eine Solokarriere startete), Neil Hubbard und Pete Dobson, bevor das 1970er Album Lie Back and Enjoy It (#53 – UK Albums Chart) aufgenommen wurde. Ein anderer Bassist, Jim Leverton, übernahm Ellis‘ Aufgaben für das Nachfolgealbum „Get a Whiff A This“ von 1971.

Die ständige Fluktuation forderte ihren Tribut von der Gruppe, sowohl in kreativer als auch in kommerzieller Hinsicht. Die Mitbegründer Campbell und Mercer sowie Coombes verließen die Gruppe noch vor dem vierten Juicy Lucy-Album, dem 1972er Album „Pieces“, das von einer provisorischen Besetzung aus Williams, Moody, dem Keyboarder Jean Roussel und der ehemaligen Blodwyn Pig-Rhythmusgruppe, bestehend aus dem Bassisten Andy Pyle und dem Schlagzeuger Ron Berg, aufgenommen wurde. Juicy Lucy löste sich kurz darauf auf. Zwar wurden später noch einige Nachfolgebesetzungen initiiert, die aber erfolglos blieben.
Micky Moody war zwischen 1973 und 1976 Mitglied von Snafu und wurde 1978 Mitglied der Gründungsbesetzung von Whitesnake.

https://www.youtube.com/watch?v=g0kDWlE0HRM

Story zum Song „Dancing in the Street“

Der Song erreicht Platz 2 der Billboard Hot 100 für die Woche bis Samstag, 17. Oktober 1964.

Dies ist nicht nur eine der meistgespielten Platten in der sieben Jahrzehnte währenden Musikgeschichte von Motown, von 1959 bis heute, sondern auch eine der bekanntesten Geschichten. Es wurde sogar ein ganzes Buch über sie geschrieben, mit dem Titel „Ready For A Brand New Beat: How ‚Dancing In The Street‘ Became The Anthem For A Changing America“ von Mark Kurlansky, erschienen 2014.

Drei der Personen, die am meisten an der Entstehung des Albums beteiligt waren, verdienen es, hier vorgestellt zu werden. Da ist zunächst der Co-Autor und Produzent Mickey Stevenson, der in seinen Memoiren („The A&R Man“) erzählt, dass „Dancing In The Street“ ursprünglich für seine Frau Kim Weston gedacht war. Nachdem die Arbeit an dem Instrumentalstück abgeschlossen war, beschloss Mickey, Martha Reeves – seine damalige Sekretärin – eine Demo-Stimme singen zu lassen, damit Kim die Melodie hören konnte. „Als Martha den Song fertig gesungen hatte“, schrieb Mickey, „herrschte völlige Stille im Kontrollraum. Marvin Gaye, Ivy Jo und ich sahen uns alle schockiert an! Wir hatten alle dasselbe gehört und gefühlt. Martha hat das Lied wie ein Star gesungen.“

Marvin sagte seinem Biographen David Ritz in „Divided Soul“, dass er nicht „einer der Figuren hinter den Kulissen“ sein wollte, unabhängig von seinen Fähigkeiten im Hinterzimmer. „Ich war entschlossen, nach vorne zu gehen“, sagte er. „Am Ende arbeitete ich an Stücken wie ‚Dancing In The Street‘ für Martha and the Vandellas. Auch wenn ich damals den größten Teil des Textes schrieb und meine Partner vielleicht nur ein Wort oder eine Note beisteuerten, teilte ich die Anerkennung mit ihnen zu gleichen Teilen. Ich hatte keine Ahnung, wie man komponiert. Ich hatte Angst, dass mein Schreibtalent so groß ist, dass ich vom Singen abgelenkt werde.“

Anhand dieser Platte würde niemand Marvins Fähigkeiten als Songwriter in Frage stellen, aber es war sicherlich sein Gesang, der ihn zum Superstar machte. In ihrer gemeinsam mit Mark Bego verfassten Autobiografie bezeichnete Martha Reeves „Dancing In The Street“ als „einen unserer krönenden Erfolge“. Als sie den Song zum ersten Mal hörte, war Marvin der Sänger, und sie hatte das Gefühl, dass er nicht zu ihrer Tonart passte. „Also sagten sie: ‚OK, Martha, überarbeite ihn‘, und mir fiel die Melodie ein.“ Sie fügte hinzu: „Ich habe immer gesagt, dass ‚Dancing In The Street‘ das größte Geschenk von Mickey Stevenson an mich ist. Er hat es nicht nur geschrieben, sondern auch produziert. Kim Weston erinnert mich immer daran, dass der Song auf ihrem Dachboden geschrieben wurde, weil sie zu der Zeit mit Mickey Stevenson verheiratet war, und ich ziehe sie immer damit auf, dass sie einen guten Song hat entkommen lassen – direkt unter ihrem eigenen Dach!“

Und welche Platte verhinderte, dass „Dancing In The Street“ im Oktober 1964 seinen rechtmäßigen Platz an der Spitze der Billboard Hot 100 einnehmen konnte? Es war Manfred Manns „Do Wah Diddy Diddy“, das Martha & the Vandellas zwei Wochen in Folge auf den zweiten Platz verwies. Glücklicherweise verdrängte Motown dann Manfred Mann mit „Baby Love“, der zweiten Nummer Eins der „Supremes“. Doch das wird Martha nicht gefallen haben: Sie und ihre Vandellas kamen nie wieder so nah an die Spitze der Hot 100 heran.

REMAKES

Motown-Hits haben die Fantasie von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Sängern und Musikern auf der ganzen Welt beflügelt, aber die Zahl der Remakes hat selten die Hundertergrenze überschritten. „Dancing In The Street“ ist ein solcher Song. Er hat Solisten (von Little Richard bis George Clinton, von Livingston Taylor bis Neil Diamond, von Gary Glitter bis Phil Collins) und Solistinnen (von Brenda Lee bis Cilla Black, von Petula Clark bis Linda Jones, von Irma Thomas bis Laura Nyro) angezogen – aber vor allem hat er Gruppen aus vielen Musikgenres angezogen. Um nur einige zu nennen, die diese „Straße“ zum Tanzen gebracht haben: die Everly Brothers, die Dovells, die Kinks, die Mamas & Papas, die Walker Brothers, die Who, die Grateful Dead, Black Oak Arkansas, die Flirtations, Van Halen, Human Nature und Atomic Kitten. Ganz zu schweigen von zwei der größten Stars der letzten 60 Jahre…

David Bowie und Mick Jagger – nicht so sehr für den Ruhm, sondern für wohltätige Zwecke. Es war der Live-Aid-Organisator Bob Geldof, der die beiden britischen Rock-Superstars aufsuchte und sie bat, den Erlös ihrer Version von „Dancing In The Street“ für die afrikanische Hungerhilfe zu spenden, für die er sich einsetzte. Einem Bericht zufolge nahmen die beiden ihren Gesang in vier Stunden auf, während Bowie in den Londoner Abbey Road-Studios am Soundtrack von „Absolute Beginners“ arbeitete. „Wir haben es in nur zwei Takes aufgenommen“, sagte Jagger dem „Rolling Stone“. „Es war eine interessante Übung, wie man etwas machen kann, ohne sich zu viele Gedanken zu machen“. Anschließend machten er und Bowie sich an die Arbeit für ein Video zu dem Song, das ebenfalls in London aufgenommen wurde und 1985 zweimal während der transatlantischen Live-Aid-Veranstaltung gezeigt wurde. Für diesen wohltätigen Zweck gab es dann die ersten Erfolge: „Dancing In The Street“ erreichte die Billboard Top 10, die Nummer eins (vier Wochen lang) in Großbritannien und erreichte auch in vielen anderen Ländern Spitzenplätze in den Charts. Das geht um die ganze Welt.

Original-Quelle: https://classic.motown.com/story/martha-vandellas-dancing-street

 

Vor 55 Jahren erschien…

am 10. Oktober 1969 das Album „In The Court Of The Crimson King“ – das legendäre Meisterwerk von King Crimson, das für mich eines der besten ProgRock-Alben aller Zeiten ist.
Die Band bestand aus:
Robert Fripp – g
Greg Lake – b, voc
Ian McDonald – mellotron, fl, sax, p, org, bvoc
Michael Giles, drums, perc, bvoc
Peter Sinfield – lyrics

Das Album stieg in Großbritannien auf Platz 5 und später auf Platz 28 der US-Charts ein. Besonders für die damalige Zeit war das Cover, welches ohne Informationen auf der Plattenhülle veröffentlicht wurde. Die Idee dazu kam von Robert Fripp:

„Das Cover war so seltsam und kraftvoll wie alles andere, was mit dieser Gruppe zu tun hatte. Barry Godber, ein Freund von Peter [Sinfield] und Dik the Roadie, war kein Künstler, sondern ein Computerprogrammierer. Dies war das einzige Albumcover, das er malte. Barry starb im Februar 1970 im Alter von 24 Jahren im Bett. Das Cover war ebenso prägend und ein Klassiker wie das Album. Und sie gehörten beide zusammen. Das schizoide Gesicht war wirklich furchteinflößend, vor allem, wenn eine Albumwerbung ein ganzes Schaufenster füllte.

Die starke, bahnbrechende Musik und die auffällige Albumhülle, eine der ersten ohne Bandnamen oder Plattenfirmenlogo auf der Vorderseite, stiegen direkt in die Top Five der Albumcharts ein und wollten gehört werden.

Pete Sinfield: „Wenn der Name nicht auf dem Cover stand, bedeutete das, dass man, wenn man die Regale im Plattenladen durchstöberte und auf die Platte stieß, sie aufmachen musste, um zu sehen, wer es war. Du wurdest weiter in unsere Welt geführt. Man hofft, dass man es dann hören und kaufen will. Genau so wurde es gemacht. Ich erinnere mich, dass ich kurz nach der Veröffentlichung in der Oxford Street war und ein ganzes Schaufenster voll davon sah, und ich stand da und dachte: ‚Mist, was haben wir getan?’“

Greg Lake hatte keinen Zweifel an der Bedeutung des Albums:

 „Es war der Startschuss für den progressiven Rock. Ich denke, dass es auch andere Bands gab, denen man eine neue Haltung in der Musik zuschreiben kann: Pink Floyd waren eine Band, die neue Sachen mitbrachte. Ich würde also nicht sagen, dass Crimson die einzige Band war, die neue Dinge einführte, aber wir waren sicherlich grundlegend und wichtig für die progressive Bewegung. Das Album hat eine Menge Veränderungen ausgelöst.“

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