Studie untersucht erstmals umfassend rechtsextreme Akteure auf alternativen Plattformen
Die von der Robert Bosch Stiftung geförderte Studie zeigt: Das rechtsextreme Ökosystem auf alternativen Plattformen kann zur Radikalisierung von Nutzern beitragen. Die Sperrung von Accounts rechtsextremer Gruppen auf großen Plattformen wie Facebook und YouTube schränkt die Verbreitung ihrer Inhalte erheblich ein. Die Studie empfiehlt: Zur Bekämpfung rechtsextremer Inhalte auf alternativen Plattformen müssen Maßnahmen auf deren Architektur und spezifische Dynamiken zugeschnitten sein.
Für die Studie „Das Online-Ökosystem rechtsextremer Akteure“ hat das Forscherteam deutsche Communities auf zehn Plattformen systematisch untersucht, darunter die sozialen Netzwerke VK und Gab, die Gaming-App Discord, das Internetforum 4chan und den Messenger-Dienst Telegram. Die Forscher fanden dort rund 375 rechtsextreme und rechtspopulistische Kanäle und Communities. Die Gesamtzahl der Nutzer in diesen Gruppen schätzen die Forscher auf 15.000 bis 50.000. Die Studie zeigt, dass die Plattformen in der Regel nicht von Extremisten gegründet werden, sondern von Nutzern für ihre Zwecke instrumentalisiert werden. Über ein Viertel der Gruppen (27 Prozent) war durch die Gegnerschaft zu Muslimen, Einwanderung und Flüchtlinge gekennzeichnet, ein Viertel (24 Prozent) sprach sich offen für den Nationalsozialismus aus. Auf 4chan enthielten 56 Prozent aller Posts über Juden und das Judentum antisemitische Äußerungen.
Auch wenn der Großteil der analysierten Inhalte nicht zu Gewalt aufruft, sehen die Forscher darin eine gefährliche Inspiration: „Die Posts konzentrieren sich überproportional häufig auf die negativen Folgen der Immigration. Wie wir aus den Manifesten rechtsextremer Attentäter gelernt haben, können rechtsextreme Ideen wie die Verschwörungstheorie des „Großen Austauschs“ extremistische Gewalt und Terrorismus inspirieren, ohne aktiv zur Gewalt aufzurufen“, sagt die Extremismusforscherin Julia Ebner vom ISD, einem unabhängigen Forschungsinstitut mit Sitz in London.
Quelle: idw online