Eine Legende gastierte in Lindewerra – Mitch Ryder. Und wie es das Tourneeprogramm so wollte, feierte er gestern seinen 80. Geburtstag im proppenvollen Gemeindesaal. Dies würde er, wie er später anmerkt, immer auf Frühjahrstournee in Deutschland machen.

Es war nicht zu übersehen, dass der Zahn der Zeit auch an ihm nagt und so konnte man froh sein, ihn nochmal (vielleicht das letzte Mal?) live zu erleben. Von seinen Musiker*innen auf die Bühne begleitet, nahm er vor Ipad und Mikro auf einem Stuhl Platz. Die Band intonierte „Happy birthday“, das Publikum sang und es gab einige Wunderkerzen dazu.

Danach bedankte sich Mitch und begrüßte das Publikum mit leiser aber klarer Stimme „my name is Mitch Ryder and I’m from Detroit“. Er kündigte fünf Songs aus dem neuen Album „With Love“ und „seven or eight songs from my career in Deutschland“ an – und dann ging es gleich los mit der neuen Single „Lilly May“. Danach folgte ein alter Klassiker, „Ain’t Nobody White (Can Sing The Blues)“ aus seinem 1980er Album „Naked But Not Dead“, aus dem er später noch den Song „War“ zum Besten gab.

Aint nobody white can sing the blues
No white man ever suffered
He never lived in pain

It′s all been fish eggs and champagne
It’s killing me
Ray Charles said no white can sing the blues

Ray Charles said no white except
Maybe jews

Hey Elvis Costello i think i might agree
The man must be too blind to see
It′s killing me
Funky world keeps spinning round

It’s weirder everyday

If you dance you surely have to pay
Some folks got and some have not

Theres no fixed set of rules
In the rush don’t step on any fools
It′s killing me
Aint nobody white can sing the blues

He is white and he can definitely sing the blues! Trotz seiner 80 Jahre ist sein Gesang kräftig und fast so wie man ihn von früher kennt. Seine neue Band ist bestens eingespielt und fetzt in manchen Songs mächtig, allen voran die beiden Gitarrist*innen Laura Chavez und Sean Athens. Etwas in den Hintergrund tritt die Rhythmusabteilung mit Tom Germann (bass), Dennis Palatin (drums) und Lea Worms (key), die aber einen sehr soliden Background liefern.

In die einzelnen Songs wird jeweils von Mitch eingeführt. Leider sind seine Worte oft nicht zu verstehen, da es manche Leute vorziehen, lieber laut zu quatschen statt zuzuhören – eine Unsitte, die sich scheinbar immer mehr verbreitet. Wenn ihr labern wollt – dann trefft Euch in einer Kneipe oder sonstwo, aber lasst uns die Musik hören und respektiert die Musiker*innen!

Höhepunkte waren für mich der Song „Wrong Hands“ aus seinem neuen Album, in dem es um die Waffengesetze in den USA geht, sowie die fast 15minütige Version des Doors-Klassikers „Soul Kitchen“. Das Konzert beendet Mitch mit „The Artist“, bei dem er lediglich von Lea Worms an den Keyboards begleitet wird. Danach kehrt der Rest der Band auf die Bühne zurück und es wird zu seinem Hit „Devil With a Blue Dress On“ und „Good Golly Miss Molly“ nochmal richtig abgehottet. Damit ist der Abend zu Ende.

Den ein oder anderen Klassiker wie „Heart Of Stone“ oder „Red Scar Eyes“ hätte ich mir schon noch gewünscht. Doch unabhängig davon bleibt festzuhalten, es war ein gutes Konzert mit einer interessanten Mischung aus neuen und alten Titeln, und es zeigte mir, dass Mitch immer noch eine sehr kraftvolle Stimme hat und die Songs sehr lebendig rüber bringt – auch dank seiner hervorragenden Band.