Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben ergeben, was ohnehin selbstverständlich erscheint: Freunde fördern das Wohlbefinden. Der Grund, weshalb die Forscher großen Aufwand betrieben, um eine auf den ersten Blick höchst triviale Frage zu beantworten: Sie wollten die umgekehrte Kausalität ausschließen – dass der augenfällige Zusammenhang zwischen Freundschaft und Glück also schon deshalb zustande kommt, weil glückliche Menschen leichter Kontakte schließen.
Freundschaften haben aber noch weitere positive Effekte. Sie halten gesund, mehr noch: Sie können das Leben des Einzelnen sogar um Jahre verlängern. Das zeigte sich kürzlich bei einer über zehn Jahre laufenden Studie mit fast 1500 australischen Männern und Frauen im Alter von mehr als 70 Jahren. Das Ergebnis: Ein starkes Netz aus Freunden erhöhte die Lebenserwartung der Probanden um bis zu 22 Prozent.
Dagegen blieb ein enger Kontakt mit den eigenen Kindern oder mit Verwandten ohne vergleichbare Effekte. Die Forscher führen das darauf zurück, dass Menschen sich ihre Freunde im Gegensatz zu ihren Verwandten selbst auswählen können.
Die positiven Effekte wirken allerdings vor allem dann, wenn die Beziehung zu Freunden nicht ausschließlich dem gegenseitigen Nutzen oder dem gemeinsamen Vergnügen dient. Glücks- und gesundheitsfördernd ist vor allem jene Form der Freundschaft, die der griechische Philosoph Aristoteles bereits vor über 2000 Jahren als „tugendhaft“ bezeichnete: ein vertrautes Miteinander in gegenseitiger Anteilnahme und Fürsorge. Im Idealfall trifft man sich häufig, mindestens einmal pro Woche.
Wie viele Freunde ein Mensch hat, ist dabei nicht wichtig, sondern dass er überhaupt vertraute Beziehungen pflegt.
aus: Susanne Paulsen, Niemand ist eine Insel. In: Glück. Wie das Leben gelingt. GEO Wissen. eBook Nr.1, Hamburg 2014