Beiträge zur Musik und mein Senf zu anderen Dingen

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Buchtipp: „Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus

Im Mittelpunkt des Romans steht die hochbegabte Chemikerin Elisabeth Zott, die Ende der 1950er Jahre an einer US-amerikanischen Universität arbeitet – zu einer Zeit, in der Frauen keinerlei Chancen auf einen beruflichen Aufstieg hatten.

Sie hat eine gemeinsame Tochter Madeline mit dem Chemiker und Ruderer Calvin, der jedoch auf tragische Weise stirbt und den seine Tochter nie kennen lernt.

Nach Calvins Tod wird Elisabeth Zott aus dem Institut gedrängt, Ursache ist die konservative Auffassung ihrer männlichen Kollegen, die in der ungewollten Schwangerschaft von Zott einen Angriff auf das bigotte und konservative Wertesystem der Gesellschaft sehen. Nach ihrem Rauswurf aus dem Institut baut Elisabeth Zott ihre Küche zu einem Labor um, in dem sie nun, als alleinerziehende Mutter, weiter ihrem Forschungsschwerpunkt der Abiogenese nachgeht. Um finanziell über die Runden zu kommen, landet die alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show »Essen um sechs«, in der sie ihren Zuschauer*innen die chemischen Reaktionen beim Kochen erklärt. Denn für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände. Die Sendung, die vor allem von den Frauen in den USA begeistert aufgenommen wird, wird ein landesweiter Erfolg.

Bei Bonnie Garmus‘ Roman „Eine Frage der Chemie“ handelt es sich um eine sehr amüsante und lesenswerte Lektüre. Der Roman ist nicht nur historisch interessant, da er die Rolle der Frau in den 50er und 60er Jahren beschreibt, sondern er spricht auch ganz aktuelle Themen an, wie z.B. Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frau, die Rolle als alleinerziehende Mutter oder Karrierechancen von Frauen.

461 Seiten

2022 | 1. Auflage
Piper Verlag
ISBN 978-3-492-07109-3

Buchtipp

In diesem Buch geht es um die

Beschreibung eines Phänomens, das in der Geschichte der Menschheit schon mehr Schaden angerichtet hat als alle Waffen, Bakterien und Viren gemeinsam und das das Potenzial hat, unseren Untergang zu bewirken.

Wow, das klingt irgendwie bedrohlich und macht doch auch neugierig, oder? Und worum geht es nun in dem Buch?

Heidi Kastner ist Psychiaterin, Gerichtsgutachterin und Autorin. In ihrem jüngsten Buch „Dummheit“ beschäftigt sie sich mit dem Thema und den Auswirkungen von dummen Entscheidungen auf die Gesellschaft.

„Dummheit begegnet uns in vielerlei Form – doch woran kann man sie erkennen?“ Was haben so unterschiedliche Dinge wie „alternative Fakten“, menschenleere Begegnungszonen in Satellitensiedlungen und Schönheits-OPs als Maturageschenk gemeinsam? Heidi Kastner wagt sich an den aufgeladenen Begriff der Dummheit und betrachtet sowohl die sogenannte messbare Intelligenz (IQ) sowie die „heilige Einfalt“ und die emotionale Intelligenz, deren Fehlen immensen Schaden anrichten kann.  Was treibt Menschen, die an sich rational-kognitiv nachdenken könnten, dazu, sich und andere durch „dumme“ Entscheidungen ins Unglück zu stürzen? Wie ist kollektive Bereitschaft zu Ignoranz zu erklären und warum nimmt dieses Phänomen scheinbar so eklatant zu? Gibt es einen Konsens dafür, dass langfristig fatales, aber unmittelbar subjektiv vorteilhaftes Verhalten als „dumm“ anzusehen ist? Sind Abwägen und Nachdenken altmodisch? Und was um Himmels Willen ist so attraktiv am Konzept des Leithammels, der uns das Denken abnimmt, oder des Influencers, der uns den einzig wahren Weg zeigt?
(Zitat aus der Buchbeschreibung)

Ich weiß, es ist gefährlich, ihn als dumm zu bezeichnen – aber mir fiel sofort Donald Trump ein. Ist er mit seinen unzähligen Lügen und rassistischen Äußerungen ein Beispiel für intelligentes Verhalten oder für Dummheit? Kastner antwortete dazu in einem Interview:

Beides. Er war in der Lage, die Stimmung in großen Teilen der Bevölkerung wahrzunehmen. Und darauf mit einem – natürlich hohlen – Heilsversprechen zu reagieren. Der American Dream, der besagt, dass man alles schaffen kann, wenn man sich anstrengt, ist schon lange nicht mehr wahr. Manche strengen sich über ihre Verhältnisse an und leben trotzdem in prekären Verhältnissen. Dieses Scheitern hat große Teile der Bevölkerung massiv desillusioniert und zu einer Sehnsucht nach stabilen Verhältnissen geführt. Das hat Trump wahrgenommen und ist als Messias aufgetreten. Der Slogan „Make America Great Again“ war nicht wirklich eine grandiose Leistung, aber hat auf das Unzufriedenheits- und Protestpotenzial abgezielt.

Er hat sich dann hingestellt wie der Rattenfänger von Hameln und gesagt: „Wenn ihr mir folgt, werde ich das alles lösen.“ Was natürlich nicht funktionieren kann. Es ist immer die Strategie aller Populisten, simple Lösungen für komplexe Probleme anzubieten. Leute, die schon länger unter solchen Problemen leiden, haben eine erhöhte Neigung, solchen Menschen auf den Leim zu gehen. Die Entscheidungen, die Trump als Präsident getroffen hat, waren dann teilweise dumm. Wenn man zum Beispiel die langfristigen Auswirkungen auf den Klimaschutz betrachtet. Da ging es nur um Trumps kurzfristige und persönliche Ziele, wie etwa seine Popularität aufrechtzuerhalten. Oder seiner Spendenklientel dabei zu helfen, durch Ausbeutung von Ressourcen ihren Reichtum noch weiter zu vergrößern.

Zitat aus: Interview mit Christian Stüwe

Das Buch „Dummheit“ wurde im Oktober 2021 veröffentlicht, war innerhalb von 14 Tagen ausverkauft und ist aktuell in 9. Auflage erschienen.

Heidi Kastner: Dummheit.
Kremayr & Scheriau Verlag, Wien 2021.
128 Seiten, ISBN: 9783218012881

Buchtipp: Wie man mit AC-DC das Licht ausmacht

Wenn Ihr schon immer wissen wolltet, wie weit eine Cola-Rakete fliegt, wie Waschen-to-go funktioniert oder warum man mit Hardrock das Licht ausmachen kann, dann seid Ihr bei Konrad Stöckel und seinen verrückten Erlebnissen zwischen Wissenschaft und Wahnsinn genau richtig.

Unerschrocken und mit vollem Körpereinsatz zeigt er uns alles über weltwunderliche Experimente in unglaublichen Versuchsanordnungen, wissenschaftlich fundierte Tricks und viele verrückte Erfindungen – unterhaltsam und voll erstaunlicher Erkenntnisse.

Konrad Stöckel, Wie man mit AC/DC das Licht ausmacht. Und andere Weltwunder des Wissens, Piper Verlag GmbH, München 2013 – ISBN 978-3-492-96346-6

Buchtipp: Gegenrevolution. Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger

»Was hat Pokemon Go mit Waterboarding, Überwachung oder Trumps Grenzmauer zu tun?«, schrieb die Washington Post, und weiter: »Wenn Sie jetzt versucht sind, ›nichts‹ zu sagen, dann sollten Sie dieses Buch lesen.«

Die Polizei wird mit Drohnen und Panzern aufgerüstet, die Überwachung der eigenen Bürger ausgeweitet, während die Menschen sich von digitalen Angeboten ablenken lassen: Bernard E. Harcourt führt all diese Themen zusammen und zeigt im Anschluss an Foucault, wie eine neue Regierungsform entsteht: Gespeist aus der militärischen Strategie der Bekämpfung von Aufständen, benutzt sie das Argument vom »Kampf gegen Terrorismus«, um ein neues Herrschaftsregime zu errichten. Dessen Prinzipien beruhen auf umfassender Geheimdienstinformation, schonungslosem Targeting von Minderheiten sowie einer Propaganda, die beruhigen soll. Es gilt, so Harcourts brillante Analyse, diese Regierungsform als das zu entlarven, was sie ist: die Tyrannei unseres Zeitalters.

Leseprobe:
„Und die charakteristische Eigenart der Aufstandsbekämpfung ist nicht nur eine militärische Strategie, sondern, wichtiger noch, sie ist eine politische Technik. Kriegsführung ist, so stellt sich heraus, politisch. Auf Basis dieser Grundsätze entwickelten und verfeinerten die Theoretiker der Aufstandsbekämpfung über mehrere Jahrzehnte hinweg drei Kernstrategien.
Erstens:
Erlange totale Informiertheit. Jede Kommunikation, sämtliche persönlichen Daten, alle Metadaten eines jeden in der Bevölkerung müssen gesammelt und analysiert werden. Nicht nur die der aktiven Minderheit, sondern die aller Angehörigen der betreffenden Bevölkerung. Eine totale Informationskenntnis ist nötig, um zwischen Freund und Feind unterscheiden zu
können.
Zweitens:
Vernichte die aktive Minderheit. Ist die gefährliche Minderheit einmal identifiziert, dann muss sie von der allgemeinen Bevölkerung separiert und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln eliminiert werden – sie muss isoliert, festgesetzt und schließlich ausgemerzt werden.
Drittens:
Erlange die Gefolgschaft der Gesamtbevölkerung. Es muss alles dafür getan werden, die Herzen und Hirne der passiven
Mehrheit zu gewinnen. Deren Gefolgschaft und Loyalität – und letztlich ihre Passivität – sind das Allerwichtigste.“
 
Bernard Harcourt, „Gegenrevolution: Der Kampf der Regierungen gegen die eigenen Bürger“
S. Fischer Verlage | 2020 | ISBN: 978-3-596-37078-8

Berührung

Liebe ist die Freude, ein liebenswertes und liebendes Wesen zu sehen, zu berühren, es mit allen Sinnen und so nahe wie möglich zu fühlen.
Stendhal


In Beziehungen kann die richtige Berührung zur rechten Zeit beeindruckende Wirkungen zeitigen: Freunden erscheint der Anstieg während einer Bergwanderung weniger steil, wenn sie einander dabei an der Hand halten. Paare tun ihrem Herz etwas Gutes und senken ihren Blutdruck, wenn sie sich bei der morgendlichen oder abendlichen Begrüßung kurz umarmen.

Ob Paare zusammenbleiben und eine erfüllte Beziehung führen, hängt schließlich auch davon ab, wie innig und nah sie sich fühlen und wie intensiv sie sich voneinander – im doppelten Sinne – berühren lassen.

aus: Werner Bartens, Wie Berührung hilft. Warum Frauen Wärmflaschen lieben und Männer mehr Tee trinken sollten, Knaur TB, 2014

Mit anschaulichen Beispielen zeigt Bartens, wie und wo zu wenig oder zu viel berührt wurde:  Scheinbar „wilde“ Kinder lassen sich durch Berührungen beruhigen oder eine Körpertherapeutin hilft bei der Heilung. Ein eigenes Kapitel widmet er dem Miteinander von Mann und Frau und den sich daraus ergebenden „Berührungspunkten“ wie etwa beim Sex. Und als Mediziner geht Bartens natürlich darauf ein, was genau die „Gerätemedizin“ verpasst, wenn sie nicht bei Berührungen als Diagnose beginnt. Als prominentes Beispiel beschreibt er, wie Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der [ehemalige] Mannschaftsarzt der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft, nur mit seinen Fingern in die Muskeln der Fußballspieler „taucht“, um eine Diagnose stellen zu können.

Weil „Heilung durch Berührung“ zu Unrecht immer noch unterschätzt wird, ist es in Deutschland immer noch unüblich, schreiende Kinder einfach auf den Arm zu nehmen. Zu tief sitzt anscheinend die Angst in vielen Menschen, es könne ein „Zuviel“ an Berührung und Zuwendung geben. Für Bartens ist das Unsinn und er plädiert dafür, endlich von der Idee abzukommen, kleine Kinder aus erzieherischen Gründen schreien zu lassen. Auch hier kann er mit Studien und Untersuchungen verschiedener Fachrichtungen aufwarten und seine These untermauern: zu viel Berührung geht eigentlich gar nicht. Menschen brauchen Berührung, um sich wohl zu fühlen, körperlich und seelisch wachsen und gedeihen zu können.
Und auch die Sache mit der Badewanne und dem Tee scheint nach der Lektüre einleuchtend, wenn Bartens  durch das Zitieren wissenschaftlicher Studien untermauert, dass eine warme Badewanne oder ein warmer Tee uns am ganzen Körper berühren – bis in die Seele!

Alexandra Hessler

Was trägt zum Glück bei? Freunde!

 

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen in den vergangenen Jahren haben ergeben, was ohnehin selbstverständlich erscheint: Freunde fördern das Wohlbefinden. Der Grund, weshalb die Forscher großen Aufwand betrieben, um eine auf den ersten Blick höchst triviale Frage zu beantworten: Sie wollten die umgekehrte Kausalität ausschließen – dass der augenfällige Zusammenhang zwischen Freundschaft und Glück also schon deshalb zustande kommt, weil glückliche Menschen leichter Kontakte schließen.

Freundschaften haben aber noch weitere positive Effekte. Sie halten gesund, mehr noch: Sie können das Leben des Einzelnen sogar um Jahre verlängern. Das zeigte sich kürzlich bei einer über zehn Jahre laufenden Studie mit fast 1500 australischen Männern und Frauen im Alter von mehr als 70 Jahren. Das Ergebnis: Ein starkes Netz aus Freunden erhöhte die Lebenserwartung der Probanden um bis zu 22 Prozent.

Dagegen blieb ein enger Kontakt mit den eigenen Kindern oder mit Verwandten ohne vergleichbare Effekte. Die Forscher führen das darauf zurück, dass Menschen sich ihre Freunde im Gegensatz zu ihren Verwandten selbst auswählen können.

Die positiven Effekte wirken allerdings vor allem dann, wenn die Beziehung zu Freunden nicht ausschließlich dem gegenseitigen Nutzen oder dem gemeinsamen Vergnügen dient. Glücks- und gesundheitsfördernd ist vor allem jene Form der Freundschaft, die der griechische Philosoph Aristoteles bereits vor über 2000 Jahren als „tugendhaft“ bezeichnete: ein vertrautes Miteinander in gegenseitiger Anteilnahme und Fürsorge. Im Idealfall trifft man sich häufig, mindestens einmal pro Woche.

Wie viele Freunde ein Mensch hat, ist dabei nicht wichtig, sondern dass er überhaupt vertraute Beziehungen pflegt.

aus: Susanne Paulsen, Niemand ist eine Insel. In: Glück. Wie das Leben gelingt. GEO Wissen. eBook Nr.1, Hamburg 2014

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