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Beiträge zur Musik und mein Senf zu anderen Dingen

Buchtipp: Error 404

Error 404 ist ein Buch von Esther Paniagua über den drohenden Internet-Blackout, vor dem uns Experten seit Jahren warnen. Es beschreibt, wie es zu einem totalen Zusammenbruch kommen könnte, erörtert die potenziellen Auswirkungen und behandelt dringende Themen, die sich aus einer entscheidenden Frage ergeben: Wie hat sich das Internet von einer Quelle der Befreiung zu dem entwickelt, was es heute ist .

Die Frage lautet nicht, ob das Internet komplett ausfallen wird, sondern wann. Werden wir darauf vorbereitet sein? Oder wird die Welt ohne Internet im Chaos versinken?

Anfang Oktober 2021 fielen die Dienste von Facebook, Instagram und WhatsApp für einige Stunden aus. Die Panik, die gerade junge User daraufhin ergriff, sorgte allgemein für Erheiterung. Doch was bei einem kurzen Zeitraum noch lustig ist, wird ernst, wenn das komplette Internet betroffen ist, und nicht nur für ein paar Stunden.

Wissenschaftler haben errechnet, dass uns etwa 8 bis 10 Tage bleiben würden, bis unsere Zivilisation ohne Internet völlig zum Erliegen kommen würde. Längst ist das Internet integraler Bestandteil unserer kritischen Infrastruktur. Ein potenzieller Ausfall wird längst ernsthaft diskutiert, sei es durch die Überlastung der Serverfarmen, einen Sonnensturm oder einen militärischen Anschlag.

Im Buch werden die heutigen Themen, die Probleme unseres digitalen Lebens, die dahinter stehende Machtdynamik und die Aushöhlung der Demokratie analysiert.

„Immer mehr Stimmen warnen vor der Gefahr, dass der private Sektor das Gemeinwohl an sich reißt und dass Vorschriften ohne Transparenz, Rechenschaftspflicht und ein kollektives Mandat erlassen werden. Das wäre die Privatisierung des Regierens und die Bankrotterklärung einer demokratischen Regierungsführung, bei der die Entwicklung von Regeln alle betroffenen Bevölkerungsteile einbezieht. Die »GAFAM«s und »BAT«s dieser Welt missbrauchen ihre Macht nicht nur, um die Menschenrechte zu verletzen und in die Privatsphäre der Individuen einzudringen, sondern auch, um Steuern zu hinterziehen und sich vor Regulierungen zu schützen.“

GAFAM = Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft, die größten Internetfirmen der Welt
– BAT = Baidu, Alibaba und Tencent

Mit einer kritischen und zugleich konstruktiven Perspektive bietet Error 404 auch eine Reihe konkreter Vorschläge und Denkansätze und ist für mich alles andere als „ein fader Abklatsch der Internetkritik„. Vielleicht passen dem Kritiker die gesellschaftspolitischen Ansätze der Autorin nicht, welche u.a. die „Gründung einer Allianz der demokratischen Nationen, die digitale Regeln festlegt“ vorsehen, um sowohl den oben genannten Konzernen als auch Ländern wie China und Russland mit ihren antidemokratischen und autoritären Strategien durch „partizipativere und transparentere Demokratien“ entgegen zu wirken.

„…was die Menschheit so weit gebracht hat, dass sie heute an diesem Punkt steht, ist weder das Internet noch die Digitalisierung. Beide spiegeln vielmehr die menschliche Verfassung wider und können die besten und schlechtesten Seiten der Menschen verstärken. Hass, Gewalt und Verbrechen werden auch weiter online reproduziert werden, Polarisierung und Fehlinformationen weiterhin verstärkt, Diskriminierung findet ihren Niederschlag in unseren Algorithmen, und jeden unserer analogen oder digitalen Schritte wird man potenziell überwachen können.

Die Allianz kann dazu beitragen, die verstärkte negative Einflussnahme einzudämmen und schrittweise umzukehren. Aber einen richtigen Wandel wird es nur geben, wenn wir bessere, integrativere und gerechtere Gesellschaften und partizipativere und transparentere Demokratien aufbauen. Das kann nur gelingen, wenn wir alles daran setzen, bessere Menschen hervorzubringen und dabei keinen Moment unsere Leitwerte aus den Augen verlieren.“

Esther Paniagua – Error 404. Der Ausfall des Internets und seine Folgen für die Welt, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022
ISBN: 978-3-455-01437-2, 400 Seiten

Quelle: tintenfässchen, estherpaniagua.com

Zappa und The Monkees

Die Monkees werden oft als die „Pre-Fab Four“ bezeichnet, weil sie eine TV-Kopie der Beatles waren, die über eine Stellenanzeige in der Variety rekrutiert wurde. Doch ganz gleich, wie „uncool“ sie sein sollten, die Besetzung der Monkees war ein seltenes Beispiel für einen Geniestreich eines Auswahlgremiums.

Es ist schwer vorstellbar, dass jemand anderes als die vier die gleiche Chemie hatte, sowohl komödiantisch als auch (schließlich) musikalisch. Und um ihren „uncoolen“ Ruf weiter zu widerlegen, nannte John Lennon sie „die Marx Brothers des Rock“ (womit er Recht hatte), und die Beatles veranstalteten sogar eine Party für die Monkees in London, als sie durch England tourten. (Außerdem war Mike Nesmith bei den Abbey Road-Aufnahmen für „A Day in the Life“ anwesend und Peter Tork spielte Banjo auf George Harrisons vielseitigem Wonderwall-Soundtrack).

Sogar der ausgefallenste Musiker der damaligen Zeit, Frank Zappa selbst, hatte nicht nur einen, sondern gleich zwei Auftritte mit den Monkees auf dem Bildschirm: Zuerst in einem Fernsehbeitrag, in dem Mike vorgab, Frank zu sein und umgekehrt (was sicherlich Ringo Starrs Darstellung von Zappa in 200 Motels vorwegnahm), bevor sie zur Melodie von „Mother People“ ein Auto mit einem Vorschlaghammer zerstörten, und dann noch einmal in einem kurzen Auftritt im Film Head, der übrigens von Jack Nicholson co-produziert wurde.

Zappas Auftritt, in dem er Davy Jones einige „mütterliche“ Ratschläge zu seiner „ziemlich weißen“ Musik gibt, während er mit einer Kuh über das Studiogelände von Screen Gems spaziert. Der Song, auf den er sich bezieht, ist die Nummer, die Jones gerade zu Ende gespielt hatte, Harry Nilssons „Daddy’s Song„, der… ziemlich weiß ist!

Quelle: Dangerous Minds (Übersetzung: zappa:lott)

Merz – der Wolf im Schafspelz…

…lässt jetzt die „Hosen runter“ und öffnet die Schleusen zur AfD. Noch im Juni behauptet er im ZDF-Interview:

„Solange ich Parteivorsitzender der CDU bin, wird es keinerlei Zusammenarbeit mit dieser Partei geben.“ Es gebe niemanden, der ihn „in der klaren Ablehnung und Abgrenzung“ zur AfD übertreffe, sagte Merz.

Hohle Worte. Keine sechs Wochen später kann er sich eine Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene vorstellen.

„Auf der kommunalen Ebene ist die Parteipolitisierung ohnehin ein bisschen zu weit vorangeschritten.“ Aha.

In einem Beschluss der CDU von 2020 heißt es, „wir betreiben Politik auf der Basis von Werten und Überzeugungen„. Damit sind es wohl doch nur hohle Worte und die viel beschworene „Brandmauer“ bröckelt, der Abriss scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Update 24.07.23:

Einen Tag nach seinem ZDF Interview muss Merz zurückrudern, die parteiinterne Kritik war offenichtlich zu groß. „Um es noch einmal klarzustellen, und ich habe es nie anders gesagt: Die Beschlusslage der CDU gilt“ schreibt er auf Twitter. „Es wird auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD geben.

Bleibt abzuwarten, ob das die kommunale Basis auch so sieht. Merz bleibt weiterhin für mich ein unkalkulierbarer Machtmensch, der immer mal wieder rechte Grenzen überschreitet.

Zappa in London 1971

"Ich habe es getan, weil meine Freundin sagte, dass sie Frank liebt".

Trevor Howell über den Grund, warum er Frank Zappa während einer Show im Rainbow Theater in London von der Bühne schubste

Eifersucht. Die hässliche Nebenwirkung des Verliebtseins. Es geht um Frank Zappa, der 1971 im Rainbow Theater in London etwa fünf Meter von der Bühne stürzte.

Zappa und die Mothers of Invention hatten gerade eine Woche zuvor einen Großbrand im Casino von Montreux in der Schweiz überlebt. Nachdem Zappa und die Gruppe für ihre Zugabe auf die Bühne zurückgekehrt waren, schoss der 24-jährige Trevor Howell aus dem Backstage-Bereich heraus und griff Zappa an, so dass dieser von der Bühne fiel und auf dem Betonboden des Orchestergrabens landete. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, fiel auch noch ein Monitor auf ihn, als er bewusstlos im Orchestergraben lag. In seinem Buch Zappa: Visual Documentary erinnert sich der Biograf Barry Miles an die Szene im Rainbow nach Franks Sturz:

„Vor dem Rainbow kam es zu einer chaotischen Szene, bei der sich die Zuschauer des zweiten Konzerts mit den Zuschauern des ersten Konzerts auf der Straße trafen. Wilde Gerüchte, dass Frank getötet worden sei, schwirrten durch die riesige Menge, und mindestens eine Stunde lang wusste niemand, was passiert war.“

Nachdem er wieder zu sich gekommen war, wurde Zappa mit einem Krankenwagen in das Royal Northern Hospital in Holloway gebracht. Dort wurde er wegen einer akuten Gehirnerschütterung/eines Kopftraumas, eines gebrochenen Beins, einer gebrochenen Rippe und einer Reihe von Brüchen und anderen Verletzungen an Hals, Beinen und Rücken sowie einer vorübergehenden Lähmung eines seiner Arme behandelt. Durch den Sturz wurde sogar Zappas Kehlkopf zerquetscht, wodurch Franks Stimme um eine dritte Oktave tiefer und damit kehliger und rauer wurde. Und was ist mit dem Mann, der Zappa angriff und ihn fast das Leben kostete? In dem Buch The Real Frank Zappa (geschrieben von Zappa und Peter Occhiogrosso) schrieb der Musiker über zwei mögliche Szenarien, warum Trevor Howell, der nach verschiedenen Berichten in dieser Nacht eine Menge Acid genommen hatte, auf ihn losging, als er nicht hinsah:

„Er (Howell) gab zwei Geschichten an die Presse weiter. Eine davon war, dass ich „seiner Freundin schöne Augen gemacht“ hätte. Das stimmte nicht, denn der Orchestergraben war nicht nur fünfzehn Fuß tief, sondern auch doppelt so breit, und das Scheinwerferlicht war in meinem Gesicht. In solchen Situationen kann ich das Publikum nicht einmal sehen – es ist, als würde man in ein schwarzes Loch schauen. Ich habe den Kerl, der auf mich zukam, nicht einmal gesehen. Dann erzählte er einer anderen Zeitung, dass er sauer war, weil er das Gefühl hatte, dass wir ihm keinen „Gegenwert für sein Geld“ gegeben hätten. Wählen Sie Ihre Lieblingsgeschichte. Nachdem er mich geschlagen hatte, versuchte er, ins Publikum zu flüchten, aber ein paar Jungs von der Road-Crew erwischten ihn und brachten ihn hinter die Bühne, um ihn für die Polizei festzuhalten. Während ich mich in der Harley Street Klinik erholte, wurde Howell auf Kaution freigelassen, so dass ich rund um die Uhr einen Leibwächter vor meinem Zimmer hatte, weil wir nicht wussten, wie verrückt er war.“

Als er am 8. März 1972 vor Gericht erschien, um sich zu verantworten, wurde Howell zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt, nachdem er zugegeben hatte, „Mr. Zappa böswillig schwere körperliche Schäden zugefügt zu haben“. Zunächst gab Howell an, er habe Zappa angegriffen, weil seine „Freundin sagte, sie liebe Frank“ (wer tut das nicht?), aber als der vorsitzende Richter Howell fragte, warum er Zappa angegriffen habe, sagte er, er sei der Meinung, dass „Mr. Zappa das Geld nicht wert sei“ und fügte hinzu, dass Zappa und die Mothers of Invention das Publikum wie „Dreck“ behandelten (nachzulesen in dem Buch Electric Don Quixote: The Definitive Story Of Frank Zappa).

Zappa verbrachte nach dem Vorfall fast ein Jahr im Rollstuhl, und sein Körper heilte nie vollständig aus, insbesondere sein gebrochenes Bein, das, nachdem es als geheilt galt, kürzer war als sein anderes Bein. Frank schrieb 1979 einen Song über sein kürzeres Bein, „Dancin‘ Fool„, mit dem Text „Ich weiß nicht viel über Tanzen, deshalb habe ich dieses Lied hier geschrieben. Eines meiner Beine ist kürzer als das andere und meine beiden Füße sind zu lang.“ So kann man die Folgen eines körperlichen Angriffs auch verarbeiten.

Quelle: Dangerous Minds (Übersetzung: zappa:lott)

DiKo’s Playlist – KW 28

Meine Anspieltipps:

The Hollywood Stars – Still Around| Still Around (EP 2023)

Ben Folds – Exhausting Lover | What Matters Most (2023)

The Sound – Heartland | Jeopardy (1980)

Ashley Sherlock – Realise | Just A Name (2023)

GoGo Penguin – Everything Is Going to Be OK | Everything Is Going to Be OK (2023)

IQ – Ocean | The Road Of Bones (2014)

Joan Armatrading – Love And Affection | Joan Armatrading (1976)

Kennt Ihr (noch)… Bloodwyn Pig?

„Pig“ war die Schöpfung des ursprünglichen Jethro-Tull-Gitarristen Mick Abrahams, der die Band 1968 gründete, nachdem er Tull aufgrund kreativer Differenzen mit Co-Leader Ian Anderson verlassen hatte. Abrahams bevorzugte einen mehr auf Blues basierenden Ansatz als Anderson, der eher Folk- und Jazz-Einflüsse einbringen wollte, und Blodwyn Pig spiegelte diese Philosophie wider.

Während viele gitarrenbasierte Blues-Rock-Bands der späten 1960er Jahre sich auf Boogie oder Heavy Rock konzentrierten, schlugen Blodwyn Pig einen anderen Weg ein. Schon mit ihrem Debütalbum „Ahead Rings Out“ (1969) zeigten sie ihre Bereitschaft, eine Vielzahl von Bluesstilen auszuprobieren, darunter Country- und Delta-Blues, treibenden Boogie, auf Rhythmus und Blues basierende Bläserarrangements und es gab sogar einige jazzige Nummern.

Die beiden Alben der Band verkauften sich im Vereinigten Königreich gut, fanden aber in den USA nie die gleiche Akzeptanz. Die Gruppe löste sich 1970 auf, nahm aber in den 1990er Jahren unter dem Namen Mick Abrahams‘ Blodwyn Pig einige Alben (u.a. „Lies“) auf. Abrahams arbeitet weiterhin als Solokünstler und trat in den letzten Jahren gelegentlich als Gastgitarrist bei Jethro Tull auf.

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